Lukas Nemecz:„Ich möchte richtig gut performen!“

Wahrscheinlich wissen nur wenige, wer Dimitrios Papadatos ist. Echte Fans der österreichischen Golf-Szene könnten sich aber erinnern: 2015 war es ein Triplebogey des Australiers auf dem 108. Loch der Tourschool, das Lukas Nemecz die Spielberechtigung für die European Tour 2016 sicherte.

2021 ist alles anders: Der für den GC Murhof spielende Grazer ergolfte sich mit seinem 10. Platz im Race to Mallorca den Aufstieg in die europäische Eliteliga. Diesen Donnerstag schlägt der Grazer bei den Joburg Open beim ersten von drei DP World Tour-Turnieren in Südafrika ab.

Lukas, wie ist die Stimmung vor dem Start in die Saison 2022?

Bestens, es geht mir richtig gut und ich freue mich auf meine zweite Saison auf der DP World Tour.

Der Start in die Challenge Tour war 2021 eher schleppend, ab Ende Juli kamst Du mit zahlreichen Top-Platzierungen so richtig in Fahrt. Was waren die Gründe für die Steigerung?

Man kommt sicher mit guten Ergebnissen in eine bessere mentale Stimmung, einen Flow. Das haben dann auch die drei zweiten Plätze ab Ende Juli bewiesen. Ich habe auch intensiv mit meinem Coach Christoph Bausek gearbeitet, und ein weiterer Grund für die Steigerung war der Umstieg auf ein anderes Ballmodell.

Was steckt da genau dahinter?

Ich bin im Juli vom Pro V1X auf den normalen ProV1 umgestiegen. Ich habe damit weniger Spin und das hilft mir, weil damit schlechte Schläge doch etwas weniger Richtungsverlust haben. Die zeitliche Nähe von Ballwechsel und guten Platzierungen war sicher kein Zufall.

Worin besteht der Unterscheid zu 2016, deiner ersten Saison auf der European Tour?

2015 bin ich eher durch Zufall zur Tourkarte gekommen, ich habe in diesem Jahr eigentlich nicht gut gespielt. Hätte Dimitrios am letzten Loch der Tourschool nicht das Triplebogey gespielt, wäre ich nicht 25. geworden und ohne Karte geblieben. Der Weg über die Tourschool ist wahnsinnig hart, aber eben ‚nur‘ eine gute Leistung in einer Woche. Die Tourkarte über die Challenge Tour zu holen, bedeutet, dass man eine ganze Saison gut gespielt hat und dadurch auch eine bessere Kategorie erreicht.

Sind Professionals, die es über die Challenge Tour schaffen, die besseren Spieler?

Das ist provokant. Sie haben zumindest bewiesen, dass sie über mehrere Monate bzw. eine ganze Saison konstant spielen können. Diese Art, die Tourkarte zu schaffen, ist sicher eine sehr gute Vorbereitung. Als Spieler weiß man dadurch auch, dass man nicht nur eine gute Woche im Köcher hat.

Die Qualifikation über die Challenge Tour bringt eine gute Kategorie und wirkt sich auf die Spielmöglichkeiten auf der Tour aus.

Genau. Ich bin 2022 in der Kategorie 14 und damit kann ich das ganze Jahr hervorragend planen. Ich werde wahrscheinlich sogar einige Rolex-Turniere spielen können. Das ist ein riesiger Vorteil im Vergleich zu 2016. Damals musste ich nehmen, was ich bekommen habe.

2016 bist du zudem erst spät in die Saison gestartet.

Jein. Ich konnte die ersten Turniere in Südafrika spielen, danach war aber eigentlich bis Anfang April Schluss. Damit startet man mental auch nicht sehr gut, weil man eigentlich gleich mit dem Rücken zur Wand steht. Man muss die wenigen Chancen nutzen, die man bekommt.

Waren die wenigen Turniere am Ende ausschlaggebend für den Verlust der Tourkarte 2016?

Das war nur einer von mehreren Gründen. 2016 habe ich zwar bei der Hälfte meiner European-Tour-Turniere den Cut geschafft, hatte aber einfach zu schlechte Platzierungen und zu wenig Preisgeld. Am Ende des Tages helfen Platzierungen zwischen Rang 30 und 50 einfach nicht. Man muss regelmäßig in den Top Ten sein, damit man sich die Karte für das nächste Jahr sichert.

Wieviel Preisgeld wird nötig sein, um auch 2023 wieder erstklassig spielen zu können?

In den vergangenen Jahren waren es immer so rund 350.000 Euro – darunter wird es wahrscheinlich nicht gehen. Ich muss also so viel verdienen, wie in meiner bisherigen Karriere zusammen.

Durch die neue DP World Tour und die gehobenen Preisgelder sollte das aber möglich sein, oder?

Alle Turniere 2022 sind mit mindestens 1,7 Millionen Euro (2 Millionen Dollar, Anm.) dotiert, damit wird sicher auch für die Ränge unter den Top 110 mehr Preisgeld notwendig sein. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich mich auf der DP World Tour behaupten kann. Ich habe heuer auf der Challenge Tour mehrmals um den Sieg gespielt. Wenn das möglich ist, kann man auch eine Stufe höher vorne dabei sein.

Deine Ziele für 2022?

2021 hatte ein Manko: Mir ist auf der Challenge Tour kein Sieg geglückt. Das wäre schon ein Statement für die kommende Saison gewesen, in der natürlich die Tourkarte für 2023 ganz oben auf der Liste steht. Ich möchte auf der DP World Tour so richtig gut performen. Ich kenne viele Spieler, es wird alles vertrauter sein. Das sind ganz andere Voraussetzungen als 2016.

Apropos vertraut: Deine Freundin Viktoria begleitet dich seit vielen Jahren, oft auch als Caddie. Wird sie dich auch 2022 am Golfplatz unterstützen?

Viki ist eine wichtigste Stütze für mich und auch als Caddie ist sie großartig. Als Ärztin ist sie aber gerade extrem gefordert, daher wird sie mich 2022 eher als Freundin begleiten. Am Bag starte ich mit einem Südafrikaner, Solomon „Soli“, der schon 15 Jahre auf der Tour arbeitet. Außerdem muss sich Viki um den Baufortschritt kümmern, da wir gerade mit dem Hausbau begonnen haben. Ich habe also noch mehr Druck, 2022 gute Platzierungen zu erspielen (lacht).

Martin Angerer
Martin Angerer
Martin Angerer ist stv. Chefredakteur bei Perfect Eagle Golf, Head of Digital Media, am liebsten auf Reisen und, quasi nebenbei, Mediziner.

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