MATTI SCHMID: „Ich glaube, da kann noch einiges kommen.“

Matti Schmid spielt nun mit seinen 1,92 m diese Saison bei den ganz großen Jungs auf der DP World Tour mit. Der 24-jährige Regensburger Youngster erzielte mit einem geteilten dritten Platz Ende März bei der Steyn City Championship im südafrikanischen Johannesburg seine beste Saisonplatzierung und knüpfte damit an seine erfolgreichen Leistungen aus dem letzten Jahr an. Perfect Eagle sprach mit dem Senkrechtstarter und dem Sir Henry Cotton Rookie of the Year Award-Winner 2021, von dem noch einiges zu erwarten sein wird.

Interview von Thomas May

Fotos: Getty Images

Perfect Eagle: Gratulation nochmals zu deinem sensationellen Herbst im letzten Jahr. Hast du dir den Einstieg ins Golfprofi-Geschäft so vorgestellt?

Matti Schmid: Ja, das ist natürlich eine Idealvorstellung. Ich habe gehofft, dass ich in meinem ersten halben Jahr irgendwo eine Tourkarte erspielen kann, sodass ich in 2022 angreifen kann. Dass es direkt auf der DP World Tour geklappt hat, ist natürlich großartig. Das übertraf meine Erwartungen. Ursprünglich war die Korn Ferry Tour angedacht, denn die haben ja eine Q-School, und da hätte ich mich direkt in die zweite Stage einschreiben und das Pre-Qualifying überspringen können. Ich dachte mir, das wird wahrscheinlich der Weg werden, wo man sich für nächstes Jahr noch draufspielen kann. Und die haben wir dann ausgelassen, weil es relativ gute Chancen gab auf der DP World Tour. Deswegen ist das alles jetzt natürlich ideal.

Die Presse überschlägt sich: „Ein neuer Stern am deutschen Golfhimmel“, „Ist er bald Deutschlands Nr. 1?“ Was sagst du dazu?

Das hat mich schon alles sehr überrascht. Wie gesagt, das einzige Ziel war, mir irgendwo eine Startberechtigung zu erspielen.

Wie geht ein Jungprofi wie du mit dem Druck um?

Gute Frage, da habe ich mir noch gar nicht so viele Gedanken dazu gemacht. Bis jetzt habe ich mich einfach immer nur auf das Golf fokussiert und geschaut, dass ich da an den richtigen Stellschrauben drehe, und ich denke, dass ich noch viel Potenzial habe. Jetzt kann ich Dinge verbessern, die ich mir vorgenommen habe. Ich glaube, da kann noch einiges kommen. 

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Wie bleibst du bei all dem aktuellen Rummel um deine Person auf dem Teppich? 

Ich würde sagen, ich habe auf jeden Fall ein gutes Umfeld. Ich komme aus einer sehr bodenständigen Familie, sag ich mal, und da hebt keiner so schnell ab. Wir freuen uns natürlich alle, dass das so klappt. Mir macht einfach das Arbeiten Spaß, und wir haben alle gemeinsam noch große Ziele.

Woher kommt die Ruhe, die dich auszeichnet? Von einem Mentaltrainer? Wer hilft dir?

Ja, das ist so ein bisschen mein Charakter, und das kommt mir zugute in dieser Situation. Mentaltrainer hatte ich über die Jahre immer mal wieder, aktuell habe ich keinen festen. Aber ich hatte immer wieder tolle Leute um mich her­um, die mir da wahnsinnig geholfen haben. Allen voran hat mir mein Vater einstellungstechnisch viel mitgegeben. Mein Manager, Irek Myskow, gibt mir wertvolle Tipps, die man auf der Bühne brauchen kann. Er sagt mir zum Beispiel, mit welcher Einstellung erfolgreiche Spielern an Dinge herangehen. Da tausch ich mich auch recht viel mit ihm aus. Es interessiert mich zu erfahren, was die Großen erlebt haben.

Mein Caddy hat viel mit Tiger Woods gespielt, und mit ihm tausche ich mich auch wahnsinnig gerne aus, um zu erfahren, wie die Großen die Dinge so gemacht und erlebt haben. Er hat mir zum Beispiel erzählt, dass Tiger Woods auch immer wieder schlechte Runden gespielt hat, aber immer wieder die Gabe gehabt hat, im kurzen Spiel und beim Putten ganz viel zu retten. Er hat immer einen kühlen Kopf bewahrt und auf seine Chancen gewartet.

Wie schaffst du es, im Tunnel zu bleiben? Wie kannst du schlechte Schläge wegstecken?

Das gelingt mir natürlich auch nicht immer. Ich sag jetzt mal, ich habe nicht viel Erfahrung auf der Profi-Ebene, aber natürlich spiele ich schon ewig lang Golf, und da muss man einfach mit Misserfolgen umgehen können. Das habe ich in meiner Amateur-Laufbahn oft genug schaffen müssen, und am Ende geht es da schon ein bisschen um Erfahrung.

Was dich natürlich auszeichnet, sind deine enormen Längen. Und dein sen­sationeller Schwung erinnert etwas an Ernie Els. Was ist dein Schwunggeheimnis?

Eigentlich keines. Viele sagen mir, dass mein Schwung relativ entspannt aussieht. Es fühlt sich aber gar nicht so an, denn ich versuche schon viel Power reinzustecken. Natürlich habe ich einen großen Hebel, ich bin 1,92 m und habe lange Arme, da kommt schon was zusammen.

Was sind deine großen Vorbilder im Golf?

Als ich aufgewachsen bin, war ich natürlich ein riesiger Tiger-Woods-Fan, und auch Rory McIlroy hat mir sehr gut gefallen. Als großer Golf-Fan habe ich beide gerne im Fernsehen gesehen, weil es einfach immer sehr abwechslungsreich war und Spaß machte.

Bedeutet dir die Auszeichnung Rookie of the Year etwas, oder sind das nur Nebengeräusche auf dem Weg zu deinen großen Zielen?

Nein, das bedeutet mir auf jeden Fall etwas. Rookie of the Year, da stehen schon sehr besondere Namen auf der Siegerliste drauf, und deswegen freu ich mich natürlich immens, dass ich das mit meinen wenigen Starts jetzt erreichen konnte. Es ist jetzt nicht mein finales Ziel, aber es ist auf jeden Fall etwas, was man mal seinen Kindern erzählen kann.

Was sind deine großen Ziele? In 2022? Und darüber hinaus?

Also die kurzfristigen Ziele sind noch ein paar Sachen in meinem Spiel, die ich verbessern würde, und ich glaube, wenn ich das tue, dann kommen auch wunderbare Resultate raus. Erst mal glaube ich, dass ich in meinem Putten noch Potenzial habe, und da bin ich gerade stark dran, das noch zu verbessern. Selbes gilt für das kurze Spiel, da lasse ich noch zu viele Schläge liegen. Seitdem ich Profi geworden bin, habe ich wahnsinnige Konstanz mit meinem Driving gewonnen, und die möchte ich festigen.

Und darüber hinaus nehme ich das wirklich einfach Turnier für Turnier. Das habe ich letztes Jahr auch so gemacht. Ich sag mal so, nach Dubai wäre es ganz schön.

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Tom May
Tom May
Chefredakteur & Leitung Branding bei Perfect Eagle

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