Der Spätzünder: „Ich bin fit wie nie zuvor!“

Der in Amstetten (Niederösterreich) geborene Spätzünder Reinhard-Karl Üblacker ist 51 Jahre alt, spielt seit zwei Jahren Golf und will Profi werden. Wie es ihm dabei ergeht, wie er seinen Körper dafür in Schuss hält und vieles mehr erzählt er im Interview mit Perfect Eagle.

Text von Constanze Kirmaier

Kann man auch diffizile Bewegungen noch im fortgeschrittenen Alter lernen? „Natürlich!“, sagt Reinhard-Karl Üblacker aus Mühldorf. Zumindest aus seiner persönlichen Erfahrung. „Hole-in-One-Reinhard“, wie er sich selbst nennt, hat im Alter von 49 Jahren mit dem Golfspielen angefangen. Im Sommer 2020. Und zwar mit einer klaren Mission: Er will innerhalb von vier Jahren Golfprofi werden.

Der geborene Österreicher steht täglich auf dem Platz oder auf der Range des Quellness & Golf Ressort Bad Griesbach, um seine Technik mit dem ehemaligen Tour-Spieler Denis Prössel zu verbessern und routinierter zu werden. Eine Herausforderung für den Körper. Doch der 51-Jährige meistert sie mit Bravour. Inzwischen hat er sich auf Handicap-Index 10,3 heruntergespielt. Im kommenden Jahr will er auf die Pro Golf Tour. Das ist eine Serie von Turnieren, an der neben Pros auch Neulinge im Profibereich und Top-Amateure teilnehmen, die in den Bereich der Playing Pros vordringen möchten. 

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Reinhard-Karl Üblacker

Perfect Eagle: Wie geht es dem Rücken?

Üblacker: Rückenschmerzen vom Golf kenne ich nicht. Im Gegenteil, der Rücken ist gut in Schuss.

Wie schnell hast du deinen Golfschwung gefunden?

Grundsätzlich kommt es auf das sportliche Ziel an. Will ich Amateurgolfer sein, kann ich schnell und nach der Platzreife die ersten Golfschwünge am Platz probieren. Regelmäßige Trainerstunden sind sinnvoll, um technisch besser zu werden und präzisere und weitere Schläge ausführen zu können. In meinem Fall, mit dem Ziel Profi zu werden, wird der Schwung in Einzelteile zerlegt, die dann später wieder zusammengefügt werden. Dabei wird jede einzelne Komponente mit unterschiedlichen Übungen trainiert und daran gefeilt, dass es letztendlich den perfekten Schwung ergibt. Daran arbeiten wir nun seit einem Jahr.

Wie reagiert dein Körper auf die fast tägliche Beanspruchung?

Im Großen und Ganzen gibt es keine Beeinträchtigungen. Dass es natürlich immer wieder mal kleine Beschwerden gibt, ist normal. Man macht ja Bewegungen, die der Körper vorher nicht kannte. Das legt sich aber ziemlich schnell. Aufgrund von regelmäßigen Besuchen bei meinem Physiotherapeuten und Massagen habe ich überhaupt keine Schmerzen. Ich kann nicht klagen, im Gegenteil: Ich bin körperlich fit wie nie zuvor.

Was tust du für deinen Körper, um ihn fit für Golf zu machen?

Ganz wichtig: Kein Golf ohne Aufwärmen! Dazu habe ich Mobilisationsübungen, die ich schon zu Hause durchführen kann. Dazu kommen im meinem Fall Trainings, die meine Muskulatur stärken, die speziell für den Golfschwung wichtig sind. Nichts übertreiben, dann bleibt der Körper gut im Spiel.

Was sagst du dazu, dass sich Ältere schwerer tun, etwas Neues zu lernen?

Ich denke, das ist normal und sollte auch kein Grund sein, nicht mit Golf zu beginnen. Golf bietet so viele Vorteile… die sollten im Vordergrund stehen! Da spielt es keine Rolle, wie lange man braucht, um einen Ball gut schlagen zu können. Die schöne Natur, frische Luft, Bewegung, sportliche Aktivität, Konzentration, mentales Denken und vieles mehr sind gute Gründe dafür, dass der Körper fit bleibt, egal welchen Alters.

Kannst du empfehlen, auch mit 40+ mit dem Golfspielen zu beginnen?

Auf jeden Fall. Ob fünf oder 50 Jahre: Golf kann jeder in jedem Alter beginnen. Hier gibt es keine Einschränkungen. Dafür bin ich das beste Beispiel. Mit 49 die Platzreife gemacht und jetzt will ich noch auf die Tour. Ich denke nicht an mein Alter, sondern an meine Fähigkeiten, die dieses Ziel auch noch in meinem Alter möglich machen. Sicher ist: Jeder, der das Golfspielen einmal probiert und Gefallen daran gefunden hat, wird den Schläger nicht mehr aus der Hand geben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Auf den eigenen Körper hören

Artur Frank ist Heilpraktiker („Sektoraler Heilpraktiker“), Sport-Physiotherapeut und führt eine eigene Praxis in Plattling bei Deggendorf in Niederbayern. Er betreut auch die Golfer auf der European Tour („Consultant European Tour“), unter anderem hat er bereits Golfgrößen wie Bernhard Langer oder Tiger Woods behandelt. Er kennt die Beschwerden von Golfspielern.

Über welche Verletzungen und Beschwerden klagen Golfer?

Der Golfsport boomt und damit steigt auch die Anzahl der golfspezifischen Sportverletzungen. Im Gegensatz zu anderen Sportarten ist der Golfsport nur wenig durch direkte Verletzungen charakterisiert. Es zeigen sich vielmehr „muskuläre Dysbalancen“ als häufigste Ursache für Sportverletzungen oder Überlastungsschäden. Neueste Studien der „American Orthopaedic Society for Sports Medicine“ untersuchten zwei Spielzeiten lang 700 Golfspieler (also die Mitgliederzahl eines durchschnittlichen Golfclubs; Amateure und Professionals) im Alter von zehn bis 80 Jahren an fünf unterschiedlichen Standorten. Dabei gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen Damen und Herren im Bereich Schwere, Struktur und Dauer der Verletzung. Von den berichteten golfspezifischen Verletzungen waren 17 Prozent eigenständige Traumen und 83 Prozent Überlastungsbeschwerden.

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Artur Frank

Überlastung bedeutet, die Schmerzen wären vermeidbar gewesen?

Ja. Durch richtiges Warm Up, Work Out und Stretching. Golf ist nicht gefährlicher als andere Sportarten, wenn der Golfspieler seinen Bewegungsapparat richtig auf die sportartspezifische Belastung vorbereitet. 

Was kann man tun, wenn man doch Schmerzen beim Golfspiel bekommt?

Schmerz ist immer ein Zeichen, dass irgendetwas nicht stimmt. Dieses Zeichen sollte auf keinen Fall ignoriert werden oder durch medikamentöse Selbst-Therapie abgedämpft werden. Der Golfer sollte diese Symptomatik durch Fachkräfte abklären lassen.

Auf was muss der Golfer achten, damit erst keine Schmerzen entstehen?

Golfer brauchen Muskulatur, die auf den Sport vorbereitet ist. Wir benötigen Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und eine gute Koordination. Alles Parameter, die man durch ein entsprechendes Training verbessern kann. 

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