HEIMAT + CLUB = HEIMATCLUB

Was ist eigentlich Heimat? In den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie sehnen sich Golfer nach Zugehörigkeit und Wärme. Die Klubs spielen dabei eine wichtige Rolle.

Was ist eigentlich Heimat? Ganz so einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten. Der Begriff an sich hat eine lange Geschichte. Erster Versuch. Kurz im Duden geblättert. Dort findet man als Definition von Heimat folgenden Eintrag: „Land, Landesteil oder Ort, in dem man [geboren und] aufgewachsen ist oder sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt (oft als gefühlsbetonter Ausdruck enger Verbundenheit gegenüber einer bestimmten Gegend)“. Punkt.

Sprachwissenschaftlich klar, aber ziemlich nüchtern. Denn Heimat braucht eigentlich gar keine Definition. Sie ist subjektiv. Heimat ist kein Begriff, Heimat ist auch kein bestimmter Ort. Heimat ist ein Gefühl. Der eine mag sie mehr, der andere weniger. Hat wahrscheinlich auch mit den eigenen Erinnerungen zu tun, die man an seine Heimat hat. Heimatgefühle waren eine Zeit lang genauso out wie Raufasertapete im Wohnzimmer und Wackeldackel auf der Rückbank von Opas Auto. In den vergangenen beiden Jahrzehnten hat die Heimat in unserem Kulturkreis aber einiges an Bedeutung gewonnen.

Was ist eigentlich Heimat? Zweiter Versuch.

Aus den Lautsprechern tönt gerade das „Heimatlied“, ein Song der bayerischen Pop & Rock-Band Sportfreunde Stiller. „Denn hier bist du Mensch hier darfst du’s wirklich sein. Und das Schöne daran ist, dass ich’s jeden Tag sehen kann. Und das Schöne daran ist, dass ich’s jederzeit bewundern kann. Und das Schöne daran ist, dass es all das wirklich gibt! Wer hätte das gedacht“, singen die Musiker.

Entstanden ist der Song rund um die Jahrtausendwende, den Aufbruch in ein neues Zeitalter. Ins „immer höher, schneller, weiter“. In Zeiten der Globalisierung sehnen wir Menschen uns nach Zugehörigkeit, nach Halt und Geborgenheit. In der Heimat scheint die Zeit für einen kleinen Augenblick stillzustehen, das Leben, das sonst oft wie in Zeitraffer an uns vorbeirauscht, wird einen Moment ausgebremst. Vielleicht wird der Begriff Heimat in der deutschen Sprache inzwischen auch deshalb fast schon inflationär angewendet. Heimatlieder, Heimatfilme, Heimatverein, HeimatstadtHeimatliebe, Heimaturlaub, Heimathafen, Heimatsprache. Diese Liste ließe sich noch lange fortschreiben. 

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Was ist eigentlich Heimat? Dritter Versuch.
Für uns Golfer gehört zu dieser Liste freilich unabdingbar auch der Heimatclub, die Sport-Community! Es gibt Golfer, die legen keinen besonderen Wert darauf, die Spielwiese vor der Haustür zu haben. Dass das Handicap 500 Kilometer weiter in der Anonymität geführt wird, fern der Heimat, spielt für sie keine Rolle. Andere haben in den vergangenen Monaten, die geprägt waren von der weltweiten Corona-Pandemie, ihre sportliche Heimat noch einmal ganz anders zu schätzen gelernt.

Kurzer Rückblick: Als beispielsweise im März 2020 über Deutschland die erste Welle der Corona-Pandemie rauschte, mussten auch Golfplätze schließen. Weil sie als Sportstätten gelten. Wie Turnhallen, Fußballplätze, Kletterhallen, Eisstadien und so weiter. Erst Mitte Mai ging die Saison los. Mit einer Verspätung, über die vermutlich selbst die Deutsche Bahn staunt. Die Klubs haben Hygieneregeln aufgestellt und Hausordnungen erlassen. Turniere wurden abgesagt, Siegerehrungen gab es ohnehin nicht.

Dabei ist der Besuch eines Golfclubs normalerweise weitaus umfänglicher als die sportliche Betätigung. Der Heimatclub ist ein Ort der Begegnung, ein Platz des gegenseitigen Austausches, Treffpunkt für Jung und Alt, Ausflugsziel für Familien und vieles mehr. Das Herz der Community. Im deutschen Sprachgebrauch steht das englische Wort für Gemeinschaft und Gemeinde. Für eine Gruppe, die ihr Tun und Handeln auf ein gemeinsames Ziel ausrichtet und füreinander einsteht. In guten und in schlechten Zeiten. Da wird es ganz schnell emotional. Und genau solche Emotionen werden mittlerweile von Golfclubs im Wettbewerb um Mitglieder und Greenfee-Gäste ganz gezielt in den Leitbildern verankert. Golfen unter Freunden. Hier bist du daheim. Golfplatz mit Herz. Emotionen lenken unsere Entscheidungen. Positive Emotionen. Ein Effekt, der vor allem in der Werbebranche ganz gezielt eingesetzt wird. 

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Die Heimat wird auf diese Weise zum Marketinginstrument. Wie zum Beispiel im Golfclub Hellengerst. Zur 18-Loch-Anlage im Oberallgäu zwischen Kempten und Oberstdorf gehört auch ein Hotel, ein Familienbetrieb mit vier Sternen. Wolfram Rain­alter und seine beiden Brüder begrüßen ihre Gäste mit dem Slogan „Willkommen in der Familie“. Die Architektur der Gebäude spiegelt den Baustil ihrer Heimat wider, für die Inneneinrichtung wurden nur hochwertige Materialien aus der Region verwendet. Und beim Bau des Golfplatzes wurde darauf geachtet, dass die natürlichen Bodenformationen und der abwechselnde Bewuchs von uralten Fichten und Weideflächen erhalten bleibt.

„Das Wichtigste aber ist, dass jedes einzelne Familienmitglied und alle Mitarbeiter die natürliche Herzlichkeit und die unverstellte Allgäuer Gastfreundschaft, unserer Heimat, leben. Nichts ist aufgesetzt, einstudiert oder gezwungen. Unsere Gäste und Mitglieder bestätigen, dass sie das Motto tatsächlich spüren und erleben“, erzählt Chef Wolfram Rainalter. Was ist eigentlich Heimat? „Die gelebten Werte, mit denen ich aufgewachsen und erzogen wurde“, meint Rainalter. Geborgenheit, Bodenständigkeit, Natürlichkeit, Wärme, Respekt, Tradition. 

Rainalter hat während der Corona-Krise ein deutliches Bekenntnis der Menschen zur Heimat beobachtet. Sehnsucht nach Halt. Er erzählt:

„Die Art und Weise, wie die Menschen mit sich selber und ihrer direkten Umgebung umgegangen sind, war, so meinen wir, herzlicher und achtsamer. Dies bestätigten auch unsere Mitarbeiter, die in täglichem Kontakt mit den Gästen und Mitgliedern sind. Durch die ungewohnte Situation des Wegsperrens oder Lockdowns waren die Menschen auch sensibler für ein Heimatgefühl. Sie haben sich nach Geborgenheit und Zugehörigkeit mit Gleichgesinnten gesehnt.“ 

Diese Sehnsucht nach Heimat und Community ist auch bei Matthias Schwab immer präsent. „Ich habe meine Heimat echt gern. Ich schätze und genieße das Leben daheim“, sagt der 26-Jährige aus dem Rohrmoos bei Schladming. Als einer der erfolgreichsten Golf-Profis Österreichs ist Schwab viel unterwegs. Zwischen 25 und 30 Turniere spielt er pro Saison. Schwab reist durch Europa, Asien, Afrika und Amerika.

Sein Leben hat er im Koffer immer mit dabei. Mit Reisezeiten, Trainingseinheiten und Turnieren ist Schwab im Jahr knapp 35 Wochen unterwegs. 35 von 52. Viel Zeit daheim bleibt da nicht mehr. Umso mehr freut er sich darauf. „Für mich ist Heimat der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, meine Wurzeln geschlagen habe, meine Eltern, Geschwister und Freunde leben, ich mich wohlfühle, meine Berge um mich habe. Der Ort, an dem ich meine Hobbys bestmöglich ausüben kann, das Essen und vieles mehr einfach perfekt zu mir und meinem Lebensstil passen“, erzählt er. Wenn er nicht auf Tour ist, lebt er genau hier. Mittlerweile in einem Appartementhaus mit eigener Wohnung. Sein golferisches Zuhause trägt er, trotz aller Weltenbummlerei, noch immer stolz im Herzen. Den Golfclub Schladming Dachstein Tauern bezeichnet er als „einen der schönsten Clubs in Österreich“. Heimat + Club = Heimatclub .

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© Mato Johannik

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