Modry Las – Polens Bester?

Wo einst eine kommunistische Kolchose die Felder bestellte, liegt heute ein Golfresort, das seit seiner Eröffnung 2009 eine der spannendsten Adressen in Osteuropa geworden ist. Modry Las – übersetzt „Blaugrüner Wald“ – erzählt die Geschichte einer Vision: Arthur Gromadzki, ein in den USA erfolgreicher Investment Manager, wollte seiner Heimat etwas zurückgeben. Und er tat es dort, wo er als Kind gespielt hatte.


Gromadzki, in der kommunistischen Provinz geboren, studierte später in der Schweiz und Frankreich, bevor er in Kalifornien Karriere machte. Mitte der 90er-Jahre kaufte er zunächst 50 Hektar Land – wenige Jahre später sollten es mit dem Rat von Gary Player noch einmal 70 Hektar mehr werden. Denn wenn man schon den „Black Knight“ als Architekten verpflichtet, will man ihm Platz geben, sich zu entfalten.

Players Handschrift

Player und sein Team entwarfen einen Kurs, der keine räumlichen Grenzen kennt. Herausgekommen ist ein Platz mit eigenem Charakter: wellige Fairways, von Steinmauern gesäumte Grüns, markante Pott-Bunker und immer wieder der Blick über den glitzernden Raduń-See. Das macht Modry Las atmosphärisch dicht und spielerisch herausfordernd. Fünf verschiedene Abschläge sorgen dafür, dass sowohl ambitionierte Single-Handicaper als auch solide Clubgolfer ihren Spaß haben. Für absolute Anfänger allerdings ist der Platz nichts – dafür braucht es zu viele Carry vom Tee, um den Ball überhaupt erst aufs Fairway zu bringen.

Modry Las: drei Stunden von Berlin

Die Anreise ist unkompliziert: Von Berlin führt die Autobahn in knapp drei Stunden direkt ins Resort, von Hamburg sind es etwa fünf. Die nächste Stadt mit Regionalflughafen ist Stettin, nur eine Stunde entfernt.

Wer Modry Las erreicht, wird sofort von der Szenerie eingefangen: sanfte Hügel, sattes Grün, mittendrin ein Golfplatz, den der unermüdliche „Black Knight“ entworfen hat. Sein Signature-Stil ist wie Players Fitness unverkennbar: markante Linien, strategisch angelegte Bunker, abwechslungsreich modellierte Grüns. Ein Platz, der fordert, aber nicht frustriert. Kaum ein Loch, an dem man nicht über Taktik und Schlagwahl nachdenken müsste.

Preis-Leistung als Trumpf

Seit 2009 zählt Modry Las zu den Top-Adressen Polens und konkurriert in den Ranglisten regelmäßig mit Sand Valley bei Danzig. Ein entscheidender Faktor, der auch internationale Gäste anzieht: das Preis-Leistungs-Verhältnis. Drei Nächte inklusive Frühstück und vier Tage „Unlimited Golf“ kosten unter der Woche ab 369 Euro pro Person im Doppelzimmer. Neben dem 18-Löcher-Platz gibt es mit Orly Las noch einen Par-3-Kurzplatz – charmant, wenn auch nicht immer perfekt gepflegt.

Das Design ist eindrucksvoll, der Pflegezustand nicht so ganz auf der Höhe: Die Grüns sind eher langsam und werden morgens spät abgezogen, die Bunker sind teils mit grobem Sand gefüllt, und die Abschläge zu selten gemäht. Kein Vergleich zu Destinationen wie Spanien, Portugal oder Schottland. Verwunderlich ist das nicht: In ganz Polen gibt es gerade einmal rund 7.000 registrierte Golfer bei 36 Millionen Einwohnern. Golf bleibt hier eine Randsportart. Modry Las hat 200 Mitglieder.

Spektakulärer Blick: Die 2. Bahn im Modry Las Golf Club

Auch die Gastronomie ist ein Schwachpunkt. Das Clubhausrestaurant serviert ehrliches Mittelmaß, mehr nicht. Wer nach einer langen Runde kulinarische Highlights erwartet, wird enttäuscht. Das bestätigten nicht nur die halbvollen Teller unserer internationalen Testgruppe, sondern auch die Bewertungen auf Google Maps. Hier gäbe es dringend Potenzial nach oben.

Wohnen im Blaugrünen Wald

Untergebracht wird man in insgesamt 31 Zimmern, verteilt auf unterschiedliche Kategorien. Im modernen Clubhaus gibt es neben Gästezimmern seit Kurzem auch eine kleine Sauna – perfekt für kühlere Herbsttage. Entlang des Platzes stehen Lodges im nordischen Stil, teils mit eigener Küche, ideal für längere Aufenthalte. Zudem sind weitere Immobilienprojekte geplant, die internationale Käufer ansprechen sollen.

Die 18 von Modry Las mit dem Blick auf das neue Clubhaus

Das Perfect Eagle-Fazit:

Modry Las ist ein Platz mit Charakter und Vision – Gary Players Handschrift ist unverkennbar. Das Design überzeugt, die Landschaft ist eindrucksvoll, das Preis-Leistungs-Verhältnis stark. Abstriche muss man bei der Platzpflege und in der Gastronomie machen. Wer ein Golfabenteuer abseits der klassischen Destinationen sucht und die Nähe zu Berlin schätzt, findet hier eine lohnende Adresse.

Fotos: ©Modry Las

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Mallorcas beste Plätze

Timo Schlitz
Timo Schlitzhttps://www.pitchmarke.com/
Timo Schlitz, echter Münchner, aber auch gerne unterwegs, hat in der Jugend mit Golf begonnen. Das Schreiben kam später dazu. Unter anderem für die SZ, das Golf Journal, Golf.de und Perfect Eagle. Mittlerweile hat er zwei Trainingsbücher in der Reihe Mein Golf Training veröffentlicht und seinen eigenen Verlag gegründet. Zudem versucht er weiterhin erfolglos, endlich besser auf Links-Plätzen zu spielen.

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