Baskenland: Von Pintxos, Pinien und Power-Wellen


San Sebastian im malerischen Baskenland ist alleine schon durch seine Lage an der Biskaya einen Abstecher wert. Was nicht jeder weiß: Die Sterne-Dichte in der Region ist enorm – und das Essen generell auf einem unglaublich hohen Niveau. Und noch etwas muss man wissen: Zum Golfspielen fährt man am besten nach Frankreich. 


La Concha und Zurriola – die beiden malerischen Stadtstrände prägen das Bild von Donostia (baskisch) bzw. San Sebastián. Während auf ersterem Sonnenbaden und Schwimmen dominieren, sind an Zurriola die Surfer zu Hause. Der Beach Break läuft hier fast immer, sehr zur Freude der Locals – und der zahlreichen Wellenjäger aus aller Welt. Meistens sind die Wellen übrigens auch für Anfänger gut surfbar, doch an großen Tagen kann der Swell auch schon mal riesige 5-Meter-Wellen anspülen. Aber San Sebastián ist weit mehr als ein hübscher Küstenort: Mit knapp 190.000 Einwohnern vereint die Stadt an der Biskaya Lebensfreude, kulturelle Eleganz und weltberühmte Gastronomie auf einzigartige Weise. Hier treffen Belle-Époque-Architektur, Pincho-Bars und Michelin-Sterne aufeinander – und jeder Schritt spiegelt Genuss und Stil wider.

Die Stadt ist Bühne des internationalen Filmfestivals, Inbegriff urbaner Schönheit und ein Magnet für Feinschmecker. Zudem liegt sie auf einer Etappe des berühmten Jakobswegs. In Sachen Gastronomie ist San Sebastián kaum zu toppen: 19 Guide-Michelin-Sterne verteilen sich 2025 auf elf Restaurants – darunter drei Häuser mit der Höchstwertung von drei Sternen. Das Niveau in den Küchen und Pincho-Bars ist beeindruckend hoch, was auch am Basque Culinary Center liegen dürfte, einer der renommiertesten Kochschulen Europas. (Tipp: Gönnen Sie sich unbedingt ein Mittagessen und reservieren Sie frühzeitig).

Apropos Pincho: Was ist das eigentlich? Der Begriff Pincho stammt vom spanischen Verb pinchar („aufspießen“) und beschreibt genau das Prinzip: kleine Happen, kunstvoll mit einem Zahnstocher zusammengehalten. Im Baskischen schreibt man Pintxo, was man in San Sebastián überall auf den Schildern der Bars liest. Im Rest Spaniens kennt man diese Mini-Gerichte eher unter dem Namen Tapas, wobei Pintxos oft etwas raffinierter angerichtet und noch stärker auf die Qualität einzelner Zutaten fokussiert sind.

Golf de Seignosse bei Hossegor
Toller Parkland Course: Golf de Seignosse bei Hossegor

Golf spielen? Ab nach Frankreich!

Wer dann allerdings gut und vor allem bezahlbar Golf spielen möchte, fährt nach Frankreich. Das hört sich weiter an, als es ist: Rund 45 Minuten Fahrt sind es mit dem Auto nach Biarritz, wo zwei exzellente Plätze liegen. Was sofort auffällt, ist der typische Pinien-Geruch, der auf der Route Richtung Biarritz in die Nase steigt. Hendaye, Saint-Jean-de-Luz, Guéthary, Bidart – hier kann man schon erahnen, dass der sandige Boden eigentlich perfektes Links-Land für Golfplätze ist.

Chiberta und Biarritz Le Phare sind definitiv einen Abstecher wert (beide in der Herbstsaison unter 90 Euro Greenfee). Vor allem Chiberta begeistert mit schnellen Grüns und einem spannenden Layout, das besonders auf den Löchern mit Blick aufs Meer richtig Spaß macht. Aber auch der eher kurze Parkland Course Le Phare (5.372 Meter von Weiß, ein Re-Design des berühmten Harry Colt), der mit seinem Gründungsjahr 1888 auf eine große Historie zurückblickt und zudem auch noch einer der drei ältesten Plätze des Landes ist, hat einige erstklassige Bahnen zu bieten (mehr Bilder gibt es auf Instagram.)

Zudem ist die mit sieben Hektar wirklich riesige Driving Range Golf d’Ilbarritz ein perfekter Ort, um in Ruhe und zu absolut fairen Preisen Bälle zu schlagen oder am kurzen Spiel zu arbeiten (zwei Token kosten 10 Euro). Sogar Launch-Monitore sind in einigen Abschlagsboxen verbaut. Außerdem gibt es noch einen angeschlossenen 9-Löcher-Kurzplatz (ab 36 Euro). Wer übrigens auf der Suche nach fähigen Club-Fitter ist, schaut am besten bei Golf Clubmakers vorbei. Besitzer Adrien hat auch schon Spieler wie Michael Lorenzo-Vera oder José María Olazábal bei der Abstimmung ihres Equipments beraten.

Rund 70 Minuten Fahrt von Spanien aus sind es schließlich zum ebenfalls sehr empfehlenswerten Platz Golf de Seignosse (ab 85 Euro). Der Parkland Course ist wie auch Chiberta in den meisten Top-100-Listen Kontinentaleuropas zu finden und überzeugt mit einem anspruchsvollen, aber nie langweilig werdendem Design (US-Architekt Robert Von Hagge) und einem richtig guten Pflegezustand. Die stark ondulierten Grüns sind pfeilschnell und treu. Allerdings sollte man den Ball schon treffen, denn auf zahlreichen Löchern kommt Wasser ins Spiel. Zudem erschweren die hohen Pinien und mächtigen Korkeichen oft die Linie in die Grüns, wenn man vom Tee etwas gestreut hat. Bestens ausgestattet ist auch die Driving Range, die mit Trackman-System aufwartet. Nur ein Chipping- oder Pitching-Grün sucht man leider vergebens. Denn das vorhandene am Ende der Range ist nur beim Buchen einer Trainerstunde zugänglich.

Autor Timo Schlitz in Golf de Chiberta
Autor Timo Schlitz in Golf de Chiberta

Aber kann man nicht auch auf der spanischen Seite spielen? Doch, das geht schon. Man sollte dann aber einen dicken Geldbeutel mitbringen und sich darauf einstellen, dass man als Greenfee-Spieler nicht unbedingt den freundlichsten Empfang bekommt. Golf ist hier noch sehr aristokratisch und etwas elitär, auch wenn die Plätze das eigentlich nicht hergeben.

So kostet der durchaus witzig angelegte 9-Löcher-Linksplatz Zarautz satte 90 Euro. Ja, er hat einen tollen Ausblick und wurde bereits 1916 gegründet – aber es sind halt nur neun Löcher, auf denen man zudem zwei Mal andere Bahnen kreuzt, da die Anlage begrenzt ist. Der Real Golf Club de San Sebastián ruft 140 Euro auf. Golf de Neguri bei Bilbao, wahrscheinlich der beste Platz auf der spanischen Seite, darf man nur mit einem Mitglied zusammen spielen (Greenfee: 245 Euro). Da ist der von José María Olazábal entworfene Real Golf Club Basozabal, circa 15 Minuten Fahrt von San Sebastiáns Innenstadt, mit einer Startgebühr zwischen 110 und 160 Euro fast schon ein Schnäppchen. Der Platz ist eine ziemliche „Bergziege“, hat aber durchaus ein paar sehr gute Löcher. Ohne Cart ist es jedoch harte Arbeit, hier 18 Löcher zu spielen.

San Sebastian: So geht essen

Der Himmel für Gastro-Fans: San Sebastian im Baskenland
San Sebastian im Baskenland mit Blick auf das Miramar
Empfehlenswerte Pincho-Bars:
  • Bar Kbzon Haundi in Gros: Costilla, Jakobsmuscheln, Carpaccio von der Ente. Diese Kücher kann richtig kochen, ohne teuer zu sein.
  • Sirimiri in der Altstadt: Stylische Bar mit offener Küche und exzellenten, eher modernen Pintxos. Gute Musik. Highlights: Tintenfisch und Risotto.
  • La Vina in der Altstadt: Hat den besten – und bekanntesten – Käsekuchen der Stadt. Vielleicht sogar von ganz Spanien. Auch die Sardinen können was. Immer voll. 
  • Bar Antonio: Moderner Tresen in einem optisch nicht allzu ansprechenden Haus nah der großen Shopping-Straße im Centro. Dafür aber exzellente Pintxos.
  • Mala Gissona in Gros: Craft-Beer vom Feinsten mitten in Gros. Der Laden könnte auch in New York stehen. Richtig klasse ist zudem der frisch zubereitete Burger mit Spiegelei.

Empfehlenswerte Restaurants:

  • Basque Culinary Center: 21 Euro für ein 3-Gänge-Mittagessen vom Feinsten in der Ausbildungs-Uni für angehende Köche. Allerdings weit außerhalb (30 Minuten mit dem Bus oder Auto).
  • Casa Urola: Man muss nach oben gehen, denn unten ist nur eine Bar. Schickes Restaurant im ersten Stock, ein Geheimtipp. Reservieren!
  • Gandarias Jatetxea: Sehr gutes Chuleta (Dry-aged Steak), tolle und bezahlbare Weine aus dem Rioja. Interieur etwas altbacken. Unbedingt reservieren, immer voll.

Fine Dining mit drei Michelin-Sternen:

  • Arzak (San Sebastian)
  • Akelarre (Igeldo)
  • Martín Berasategui (Lasarte-Oria)
Nützliche Infos:

Auto & San Sebastian: Länger als einen Tag kostenfrei parken kann man nur im Disuasorio de Illunbe. Sonst in den umliegenden Parkgaragen. Die Telpark App bietet einen ordentlichen Rabatt und man kann dann für zwölf Stunden dort stehen. Busse können mit Kreditkarte bezahlt werden, Mautstationen auch.

Golfplätze buchen: Entweder direkt in den Clubs anrufen, wenn man die jeweilige Sprache beherrscht. Englisch funktioniert nicht immer. Teilweise kann man auch über die Webseiten direkt buchen. Zudem lohnt sich der Blick auf Leading Courses, wo man teilweise Plätze zu besseren Preisen buchen kann. Zudem unbedingt dem Sekretariat erklären, falls man eine Präferenz für das Spielniveau etwaiger Mitspieler hat. Gerade die Franzosen bauen sonst wilde Kombinationen an Handicaps zusammen bzw. schenken der Spielstärke keinerlei Aufmerksamkeit.

Fotos: ©Ultrash Ricco; Unsplash; Timo Schlitz

Abstecher nach Bordeaux

Rund drei Stunden Fahrt (etwa 250 Kilometer) trennen San Sebastián von Bordeaux. Das liegt zwar nicht direkt um die Ecke, aber wer mit dem Auto Richtung Deutschland, Österreich oder in die Schweiz unterwegs ist, kommt fast automatisch an der französischen Metropole vorbei. Und der Abstecher lohnt sich: In der für ihre Weine weltbekannten Region liegen die beiden Plätze von Cabot Bordeaux. Sie firmierten früher unter dem Namen Golf du Médoc, bevor 2024 Cabot – der kanadische Entwickler und Betreiber exklusiver Golfanlagen – beide 18-Löcher-Kurse sowie Clubhaus und Hotel mit 79 Zimmern übernahm.

Cabot-Gründer Ben Cowan-Dewar zählt inzwischen zu den prägenden Persönlichkeiten des internationalen Golf-Business. Den Anfang machte Cabot Links an der Ostküste Kanadas in Nova Scotia – ein beeindruckendes Design von Rod Whitman. Der Platz eröffnete 2012 und avancierte schnell zu einem der besten Golfplätze des Landes. In der Folge arbeitete Whitman zwei Jahre lang gemeinsam mit Bill Coore und Ben Crenshaw am zweiten Kurs, Cabot Cliffs. Das Resultat: Cape Breton wurde zu einer Pilgerstätte für anspruchsvolle Golfer, die echte Bucket-List-Erlebnisse suchen. Beide Kurse sind heute in den Top 100 der Welt gelistet.

Mit der Übernahme von Golf du Médoc schloss sich für Cowan-Dewar ein Kreis. Die beiden Plätze Châteaux und Vignes stammen nämlich von Coore und Whitman – entworfen bereits 1985. Damals war keiner der beiden Designer eine große Nummer im Business, und Coore hatte gerade erst begonnen, mit Cowan-Dewar zusammenzuarbeiten. „In den frühen Jahren waren wir mit unseren Projekten noch nicht besonders erfolgreich“, erinnert sich Coore heute. Whitman leitete die Arbeiten in Frankreich, gewann das Vertrauen der damaligen Besitzer und wurde gefragt, ob er den zweiten Platz planen wolle. Er wollte – und rund vier Jahrzehnte später wird die Anlage nun unter Coore wieder näher an ihre ursprüngliche Designphilosophie herangeführt. Über knapp zwei Jahre wurden die Drainagen optimiert und die Bunker mit höheren Kanten sowie einer natürlicheren, leicht ausgefransten Optik versehen.

Der Châteaux-Kurs (Par 71) ist der Meisterschaftsplatz des Resorts und mit 6.574 Metern von den hintersten Abschlägen („Tips“) eine echte Herausforderung. Wasser kommt auf sieben Löchern ins Spiel, und die ondulierten, extrem schnellen Grüns sind anspruchsvoll. Doch Coore denkt, typisch für seine Designs, an alle Spielstärken. Sieben verschiedene Tees bieten für jeden Golfer die passende Länge. Wer auf Bogey spielt, findet meist einen gut spielbaren Weg ins Grün; für sehr gute Spieler bleibt der Platz jedoch fordernd. Das schätzen auch die Profis: Ob Michael Lorenzo-Vera oder Victor Dubuisson – ein Teil der französischen Elite nutzt die Anlage zum Training oder zur Vorbereitung auf Turniere.

Mein Fazit? Der Platz ist abwechslungsreich, fair und macht Spaß. An manchen Löchern ist ein taktischer Lay-up klug, an vielen kann man den Driver schlagen. Vor allem die Par-3-Löcher sind sehr unterschiedlich gestaltet und zählen zu den Highlights. Insgesamt ein hervorragender Platz – aus meiner Sicht (noch) jedoch kein Club, für den man um die halbe Welt reisen müsste.

Der Vignes-Kurs von Whitman (ebenfalls Par 71), der 1991 eröffnet wurde, präsentiert sich etwas enger. Ich konnte vor unserer Rückreise nur einige Löcher sehen, aber auch dort fallen die hervorragenden Grüns und Bunker sofort ins Auge.

Cabot Bordeaux, entworfen von Bill Coore
Cabot Bordeaux, entworfen von Bill Coore

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Timo Schlitz
Timo Schlitzhttps://www.pitchmarke.com/
Timo Schlitz, echter Münchner, aber auch gerne unterwegs, hat in der Jugend mit Golf begonnen. Das Schreiben kam später dazu. Unter anderem für die SZ, das Golf Journal, Golf.de und Perfect Eagle. Mittlerweile hat er zwei Trainingsbücher in der Reihe Mein Golf Training veröffentlicht und seinen eigenen Verlag gegründet. Zudem versucht er weiterhin erfolglos, endlich besser auf Links-Plätzen zu spielen.

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