Ryder Cup Special: Für Ruhm und Ehre

Der Ryder Cup besitzt ein ganz besonderes Standing. Kaum ein Event wird so sehr herbeigesehnt wie der Kontinentalvergleich zwischen den USA und Europa – dementsprechend groß sind Druck und Prestige. Und dementsprechend groß sind auch die Helden, die er kreiert!

Eigentlich ist längst alles ausgemacht. Am Abend zuvor haben die Münze, ein Streichholz oder irgendein anderes Symbol des Zufalls entschieden, wer von den beiden Spielern im Foursome den ersten Tee Shot des Ryder Cups schlagen wird. Jenen Schlag, der nun bloß noch wenige Momente entfernt ist. Nervös sieht sich der Auserwählte um, blickt hinauf auf die riesigen Tribünen, wo frenetische Fans immer wieder neue Lieder anstimmen. Auf einmal schlägt das Herz schneller, Schweiß tritt auf die Stirn. Normalerweise ist alles Routine – der Ball, der Schläger, ein erster Schlag. Aber hier beim Ryder Cup ist nichts, wie es sonst bei anderen Turnieren ist. Und so überkommt den Spieler ein Gefühl, das er so in dieser Form nicht kennt. Er dreht sich zu seinem Partner um und fleht: „Schlag du den ersten Ball. Ich kann es nicht, ich kann es jetzt nicht.“

Der Engländer Ian Poulter gewann während seiner Karriere 15 seiner 28 Ryder-Cup-Matches (vier Remis).

Wenn gestandene Profis weiche Knie bekommen

Man mag es kaum glauben, dass etwas Derartiges den besten Golfern dieser Welt passieren kann, dennoch sind solche Geschichten mehrfach überliefert. Der Ryder Cup, dieser alle zwei Jahre wiederkehrende Kontinentalvergleich zwischen den USA und Europa, ist eben kein gewöhnliches Golfturnier, noch ist sein erster Schlag die übliche Eröffnung einer Runde. Rory McIlroy hat einmal gesagt, dass man sich wohl nirgendwo sonst so besonders fühlt wie an einem Freitagmorgen beim Ryder Cup. Ian Poulter gab außerdem zu, dass er schon Tage zuvor beim Zubettgehen über den ersten Tee Shot nachgedacht hat. Dabei bedeutet der Freitagmorgen ja immer nur den Anfang des großen Spektakels.

Der Ryder Cup nimmt mit den ersten Schlägen erst so richtig Fahrt auf, schreibt fortan über rund 55 Stunden all die großen und kleinen Geschichten von Strategie, Nationalstolz, von Träumen und Sorgen und natürlich von Helden. Sie machen einen signifikanten Teil der Faszination aus, ganz egal, ob sie für einen einzigen Samstagabend im September groß aufspielen oder über Jahre zu Eckpfeilern ihrer jeweiligen Teams werden. Von Männern wie Arnold Palmer, Seve Ballesteros oder Rory McIlroy erwartet man es, dass sie auf dieser Bühne als Anführer vorneweg marschieren und ihrem Ruf als Superstars alle Ehre machen. Aber es sind immer auch wieder die Chip Becks, Peter Bakers, Patrick Reeds oder Constantino Roccas, die als unerwartete Stars im grellen Licht des Ryder Cups ihr bestes Golf zeigen.

Jeder Punkt, jeder Schlag zählt

Wie man sein „A Game“ gerade zum Zeitpunkt des Ryder Cups spielt, davon kann ein gewisser Sergio Garcia mehr als nur ein Lied singen. Mit 28,5 Punkten hat der Spanier die meisten in der Geschichte des Wettbewerbs gesammelt und er blickt auf unzählige unvergessliche Momente zurück, wie zum Beispiel seinen gigantischen Putt in Oakland Hills 2004 oder sein Single-Match mit Phil Mickelson 2016 in Hazeltine, das nicht wenige als das beste Ryder-Cup-Duell aller Zeiten erachten. Nicht umsonst konnte sich Garcia immer dann besonders motivieren, wenn es für Europa auf den Platz ging. „Es geht dabei um jeden einzelnen Schlag“, sagt der Spanier, der bereits 1999 mit 19 Jahren in Brookline sein Ryder-Cup-Debüt feierte. „Jeder einzelne Punkt ist so wichtig. Da ist so viel Hype, so viel Aufregung, so viel Druck. Und natürlich gibt es da diese einmaligen Zuschauermengen, die dich etwas fühlen lassen, das du so im ganzen Jahr niemals spürst.“

Als Vorbilder dienten Garcia ganz besonders seine Landsleute Seve Ballesteros und José María Olazábal, die bis heute zu den dominantesten Duos der Ryder-Cup-Historie zählen. Gemeinsam bestritten sie die Rekordzahl von 15 Matches und holten dabei überragende zwölf Punkte. Seve leistete noch mehr, denn er war nach 1979 der Spieler, der seinen europäischen Teamkameraden das Selbstvertrauen einpflanzte, das es brauchte, um den vorher übermächtigen USA Paroli zu bieten.

Mit der Zeit entwickelten sich im Kielwasser des emotionalen Ballesteros weitere europäische Ryder-Cup-Stars wie Colin Montgomerie oder Bernhard Langer, die immer dann groß aufspielten, wenn es gegen die Profis von der anderen Seite des Atlantiks ging.

Unvergessen ist auch Darren Clarkes perfekte Bilanz im K Club 2006, als er unter Tränen und nur sechs Wochen nach dem Tod seiner Frau Heather zur europäischen Galionsfigur wurde. Sechs Jahre später war es dann Ian Poulter, der mit fünf aufeinanderfolgenden Birdies im Four-Ball mit Rory McIlroy das spätere „Miracle at Medinah“ überhaupt erst möglich machte und sein Image als Ryder-Cup-Spezialist zementierte. Derlei Ereignisse stehen sinnbildlich für das, was der Ryder Cup aus Spielern herauskitzeln und wie er sie über sich hinauswachsen lassen kann. Andere große Namen haben im Gegensatz dazu manchmal ihre Schwierigkeiten, im Matchplay-Format regelmäßig ihr bestes Golf zu zeigen. So konnte beispielsweise Tiger Woods nur 39,2 Prozent seiner möglichen Punkte für Team USA gewinnen, ein unterirdischer Wert gemessen an den Fähigkeiten des 15-fachen Major-Gewinners.

Mit 19 Jahren und 258 Tagen wurde Rekordpunktesammler Sergio Garcia 1999 der jüngste Cup-Spieler aller Zeiten.

Es geht um etwas Größeres, etwas Persönliches

Dennoch erinnern sich natürlich auch die Amerikaner gerne an viele Auftritte ihrer Landsleute im Ryder Cup zurück. Gerade vor 1979, als lediglich Großbritannien und Irland anstelle von Gesamteuropa beim Cup antraten, dominierten die US-Boys das Geschehen fast nach Belieben. Etliche Spieler gingen in dem abwechslungsreichen Format auf, unter anderem auch der „King“ Arnold Palmer. „Ich liebte den Ryder Cup, weil es dabei nicht um Geld, sondern um etwas Größeres, etwas Persönlicheres ging“, sagte er einmal über seine Leidenschaft für das Turnier. Palmer blieb in sieben Cup-Auftritten, zwei davon als Captain, ungeschlagen, ebenso wie Billy Casper, der beste amerikanische Punktesammler überhaupt. Der Hall of Famer war als Aktiver sogar Teil von acht siegreichen US-Mannschaften, 1979 setzte er auf dem Greenbrier noch einen Erfolg als Captain obendrauf.

Auch wenn die USA ihre Vormachtstellung Anfang der 1980er-Jahre verloren, so hatten sie auch in den Folgejahren noch einige ausgemachte Ryder-Cup-Protagonisten in ihren Reihen. Man denke an Tom Kite, der keines seiner sieben Single Matches verlor, Larry Nelson, der bei seinen ersten zwei Auftritten alle neun seiner Duelle gewinnen konnte, oder Lanny Wadkins, der insgesamt 21,5 Punkte für Team USA einfuhr. Zeitweise mit einem eigenwilligen Mindset. „Jungs wie Hale Irwin, Ray Floyd oder ich waren noch richtig böse, wir waren echte ‚Junkyard Dogs‘“, so der PGA Champion von 1977.
Wen man das so hört, darf man getrost davon ausgehen, dass Mister Wadkins sicherlich nie Probleme mit dem ersten Tee Shot beim Ryder Cup hatte.

„Jeder einzelne Punkt ist so wichtig. Da ist so viel Hype, so viel Aufregung, so viel Druck. Und natürlich gibt es da diese einmaligen Zuschauermengen, die dich etwas fühlen lassen, das du so im ganzen Jahr niemals spürst.“

– Sergio Garcia

Sergio García ist nunmehr LIV Golf Spieler.


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Ein „perfekter“ Ryder Cup

Folgende fünf Spieler haben es in der Geschichte des Ryder Cups geschafft, an einem
Wochenende eine perfekte 5-0-0 hinzulegen – also alle ihre Spiele bei der maximalen Anzahl
an Partien zu gewinnen.

Gardner Dickinson – 1967 Champions Golf Club, Houston
Arnold Palmer – 1967 Champions Golf Club, Houston
Larry Nelson – 1979 The Greenbrier, White Sulphur Springs
Francesco Molinari – 2018 Le Golf National, Gyancourt
Dustin Johnson – Whistling Straits, Kohler

Die erfolgreichsten Ryder-Cup-Spieler
aller Zeiten

1. Sergio Garcia 10 Ryder Cups, 28,5 Punkte
2. Nick Faldo – 11 Ryder Cups, 25 Punkte
T-3. Bernhard Langer 10 Ryder Cups, 24 Punkte
T-3. Lee Westwood 11 Ryder Cups, 24 Punkte
T-5. Billy Casper 8 Ryder Cups, 23,5 Punkte
T-5. Colin Montgomerie 8 Ryder Cups, 23,5 Punkte

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