WEIN: GOLFGEWÄCHS AM 18. ABSCHLAG

Perfect Eagle fragt Weinkenner mit Golf-Affinität nach besonderen Tipps. Diesmal: Claus Burmeister, Winzer der Heitlinger Genusswelten im Kraichgau.

Fotos: Heitlinger Genusswelten, steinmetz, beigestellt

So richtig passt „Albatros“ nicht: Drei unter Par schafft auf einer Par-3-Bahn niemand, das liegt nahe. Dafür passt das mit dem gleichnamigen Wein umso besser. Die „Albatros“-Lage zwischen dem 18. Abschlag und dem 186 Meter entfernten Grün liefert einen limitierten Ertrag an Silvaner-Trauben, besser bekannt als Müller-Thurgau, und Winzer Claus Burmeister macht daraus einen frisch-fruchtigen, süffigen Wein, der nur im Clubhaus des Heitlinger Golf Resort ausgeschenkt wird. Gelegentlich stiftet Patron Heinz Heiler mal eine Flasche des raren Rebensaftes als Turnierpreis, selten genug.

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Aber es ist ja nicht so, als hätten die Heitlinger Genusswelten bloß diesen einen önologischen Feinstoff zu bieten. Der „Albatros“ ist halt das Golfgewächs in der Vielfalt der Weine aus den klassischen Burgunder-Rebsorten Pinot Noir, Pinot Blanc, Pinot Gris, Pinot Meunier, Chardonnay und Auxerrois, die an rund 700.000 Rebstöcken der beiden Prädikatswein­güter Heitlinger und Burg Ravensburg im Hügelland des Kraichgau in Baden-Württemberg gedeihen, Letzteres 770 Jahre alt. Hinter klangvollen Namen wie „Husarenkappe“, „Königsbecher“ oder dem Rotwein „Dicker Franz“ verbergen sich große Gewächse und große Lagen; das Ensemble ist Deutschlands größter biodynamisch arbeitender Betrieb.

„Wenn wir die Trauben einmal abgeschnitten haben, können wir sie nicht mehr verbessern – nur was Angemessenes draus machen. Dafür braucht es Handwerk und die richtigen Menschen“,

sagt Burmeister, dessen Winzerwirken sich aus ebenso viel Sachverstand wie Leidenschaft zusammensetzt.

„Ich bin Bauer. Ohne den Weinberg geht es nicht. Wir haben uns den Top-Lagen verschrieben und sind verrückt nach dem bestmöglichen Wein.“ Zudem fast versessen auf Nachhaltigkeit.

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2008 fiel die Entscheidung, konsequent auf biodynamische Anbau- und Produktionsweise umzustellen; selbst die organisch hergestellten Präparate zur Pflege der Weinstöcke – quasi Gesundheitstee – stammen aus eigenem Anbau. Burmeister: „Man muss in die Zukunft schauen und bereit sein, neue Wege zu gehen. In unseren Weinbergen kreucht und fleucht es, da ist Leben drin.“

Bereits im 12. Jahrhundert entdeckten Zister­ziensermönche die besonderen Bedingungen der kalkhaltigen Hügel des Kraichgau, das den Burgunder-Trauben ebenso ideale Bedingungen bietet wie die originäre französische Heimat. Und so liegt das kleine Heitlinger-Reich inmitten von an die 116 Hektar Anbaufläche: mit den beiden Hotels Heitlinger Hof und Kreuzberghof, den Heitlinger Restaurants, den Weingütern und dem Heitlinger Golf Resort – vereint unter der Dachmarke „Genusswelten“.

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Das alles ist „Family Affairs“: Heinz Heiler, unter anderem Beton-Unternehmer und Begründer der Hotelkette Motel One, legte 1994 den Grundstein mit dem Kauf des Golfplatzes in Tiefenbach. Tochter Christine Jacklin ist CEO der Heitlinger-Firmen und entwarf als arrivierte Architektin das Hotel Heitlinger Hof sowie das Golf-Clubhaus. Ehemann Warren Jacklin, PGA-Professional und Sohn des englischen Ryder-Cup-Helden Tony Jacklin, waltet über Golfanlage und Trainings-Academy. Philip und Patrick Jacklin, zwei von vier Söhnen, kümmern sich ums operative Tagesgeschäft. Und Claus Burmeister, weder verwandt noch verschwägert, trotzdem längst „Stammesmitglied“, macht den Wein. 

Vom Golfplatz aus kann man ihm dabei quasi zusehen. Das 18-Loch-Layout ist im Lauf der Jahre gerade auf den ersten Neun zu einer splendiden Spielwiese gewachsen, die trotz einer Parkland-Fläche von 84 Quadratmetern aufgrund der Topografie einige knifflig-schmale Bahnen anbietet, auf denen nur besteht, wer wirklich präzise vom Tee ist. Andererseits bieten sich von den Back Nine atemberaubende Blicke auf die Schönheit der Landschaft mit ihren 160 Millionen Jahre alten Kalkstein-Sedimentböden, in denen die Rebstöcke Spalier stehen.

„Wein sollte die Magie eines Orts auf den Gaumen übertragen“, wird Burmeister beim Bekenntnis zum Genius Loci ein bisschen prosaisch. „Es ist eine äußerst komplexe und aufregende Terroir-Vielseitigkeit, perfekt für burgundische Sorten. Wir bauen Weißburgunder, Chardonnay und Auxerrois auf weißem Kalkstein, Grauburgunder und Spätburgunder auf violettem und rotem Kalkmergel an.“

Klar, dass Burmeister auch das Burgund und dessen charmante Hauptstadt ­Beaune liebt. Von all den Berühmtheiten sei eine erwähnt: die Domaine de Montille in Puligny-Montrachet, wo unter anderem ein herausragender Volnay entsteht. Der Winzer pflegt überdies ein Faible dafür, was seine Kollegen aus den großen Trauben des italienischen Piemont gewinnen: Barolo, Barbaresco. Was haben diese Namen für eine Wein-Wucht!

Und in Übersee? Diesbezüglich serviert er eine Überraschung: Oregon. Wer außer wahrhaft Eingeweihten hat wohl den amerikanischen Nordwesten in Sachen Wein auf dem Radar? Burmeister schmunzelt: „Die machen dort tolle Pinots. Im Willamette Valley habe ich schöne Erfahrungen gemacht. Bergström Wines beispielsweise arbeiten handwerklich und nachhaltig exzellent mit Pinot Noir und Chardonnay.“

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