TANZ UMS GOLDENE KALB

Beim Ryder Cup geht es sportlich um die Ehre und hinter den Kulissen um viel Geld. In Norddeutschland aber interpretiert einer „Verdienen“ anders.

Als der letzte Putt bei der vierten Auflage der Porsche European Open auf den Green Eagle Golf Courses gefallen war, als Gewinner Marcus Armitage die Trophäe übernommen und seine Siegesrede gehalten hatte, da richtete Michael Blesch den Blick bereits nach vorn.

Ein paar Tage durchschnaufen, und es geht aufs Neue los: Die Bagger rollen wieder an. Blesch, der sich selbst schmunzelnd Bau-Tourette attestiert, und sein Partner Ralf Lühmann, der dem Rastlosen im Back Office den Rücken frei hält, haben mit ihrem 36-Loch-plus-Kurzplatz-Ensemble vor den Toren von Hamburg viel vor. Und angesichts der ehrgeizigen Ziele ist „Erweiterung“ ein eher notdürftiges Stichwort. „Wir planen für größere Events“, zwinkert Blesch.

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Oder anders: Irgendwas baut der Mann mit der übergroßen Gestaltungsleidenschaft ja immer. Jetzt erstmal ein Hotel mit 80 Zimmern, das aus und rund ums Clubhaus entstehen wird. Anschließend krempelt er die Anlage um, macht aus dem bestehenden Süd Course einen vollwertigen neuen 9-Loch-Platz und verwandelt die restliche freie sowie zusätzliche 64 Hektar Fläche in ein Heideland-Hurra nach englischem Vorbild.

Der West Course soll das „Grüne Monster“ Porsche Nord Course als Championship-Platz globaler Güte ergänzen und der European Tour ab 2027 die Möglichkeit eröffnen, auf dem künftig 260 Hektar großen Areal in Winsen (Luhe) Doppelturniere auszutragen. Wie es der Profi-Circuit bereits in Wales, auf Zypern und Teneriffa oder in Kenia exerziert, seit Corona die Reiseplanungen – zumal die eines vielhundertköpfigen Trosses – diktiert und aus Kostengründen per se rationeller geplant werden muss. Allerdings mit dem Vorteil zweier unterschiedlicher Plätze an einem Ort.

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Der Draht zur Tour ist durch die Porsche European Open jedenfalls so eng, wie es die neuen Fairways werden sollen; seit langem schon spricht Blesch seine Änderungen und Vorstellungen mit der Tochterfirma European Golf Design und deren Chef Jeremy Slessor ab: „Wir arbeiten echt richtig gut zusammen. Er ist Green-Eagle-Fan.“

Und schließlich beseelt die Macher an der Luhe nach wie vor der große Traum vom Ryder Cup. Blesch und Lühmann haben es 2009 schon mal versucht, stiegen indes damals aus dem deutschen Kandidatenrennen für den Kontinentalwettbewerb 2018 aus, der dann in Paris statt im bayerischen Rohrenfeld stattfand. Doch sie wissen, dass es irgendwann an geeigneten Spielstätten fehlt.

Mit Marco Simone nahe Italiens Hauptstadt Rom 2023 und dem irischen Ardare Manor 2027 ist der Kurs-Köcher der European Tour für das zweijährliche Wechselspiel mit den USA weitgehend leer, 2031 müsste wohl bereits ein komplett neues Ensemble her. Eines mit all den Faktoren, die ein Ryder-Cup-Parcours idealerweise bieten sollte: Großstadt-Anbindung, enormes Zuschauer-Fassungsvermögen, logistische Kapazität, kurz: Fläche.

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Der neue West Course in Hamburgs Peripherie würde definitiv passen. „Aber lasst uns erstmal bauen“, sagt Blesch. „Wir planen ein Arrangement, das Ryder-Cup-tauglich ist, und bewerben uns, wenn das Projekt steht.“ Funktionieren müsse der Platz so oder so:

„Ich plane wirtschaftlich nicht für einen Ryder Cup, der wäre ,nur‘ das Sahnehäubchen als Dreingabe. Einen Ryder Cup muss man sich verdienen. Das ist eine Ehrung!“

Wohltuend andere Töne angesichts der bisherigen Vergabepraxis von Schauplätzen fürs Kräftemessen zwischen Europas und Amerikas besten Golfern.

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