Luxus-Golfanlagen: Die Wiesen der Wirtschaftsgrößen

Erfolgreiche Unternehmer mit Passion für das Spiel verwirklichen sich gern durch großartige Golfanlagen. Die Beispiele sind Legion. Ein Streifzug.

Fotos: Getty Images, Andrew M. Daddio/The New York T/NYT/Redux/Laif, Unsplash

Es könnte kaum aktuellere Bezüge zu einem eigentlich zeitlosen Thema geben. Während diese Zeilen reifen, schickt sich im Marco Simone Golf & Country Club nahe Rom der Schotte Robert MacIntyre an, die Italian Open zu gewinnen. Er gehört ebenso zu den Hoffnungsträgern von Team Europe für den Ryder Cup 2023 am selben Ort wie der Däne Nicolai Højgaard, der im vergangenen Jahr den Pokal aus den Händen von Lavinia Biagiotti Cigna erhielt.

Die Eigentümerin des historischen Ensembles vor den Toren der Ewigen Stadt ist im dortigen Herrenhaus aufgewachsen und hat das Anwesen samt Golfanlage von ihrer Mutter geerbt, der 2017 verstorbenen Mode- und Parfum-Zarin Laura Biagiotti. Gemeinsam haben die beiden starken Frauen die Idee vom Ryder Cup für Rom entwickelt, ihren klangvollen Nachnamen und eine Menge Geld in die Waagschale geworfen und 2015 den Zuschlag zur Ausrichtung der 44. Auflage des Kontinentalwettbewerbs erhalten. „Mir schwebte von jeher vor, mal etwas wirklich Großes in meinen Garten zu holen“, sagt Lavinia Biagiotti. „Rom verdient bedeutende Sportveranstaltungen.“

Perfect-Eagle-Golf-Lavinia-Biagiotti-Hojgaard
Nicolai Hojgaard und Lavinia Biagiotti. (Foto: Luke Walker/Getty Images)

Ortswechsel: Sheboygan County im US-Bundesstaat Wisconsin. Hier stirbt am 3. September der Mischbatterien-Mogul und Milliardär Herbert Vollrath Kohler Jr., der das Badewannen- und Armaturen-Business seiner Vorfahren zu einem Weltkonzern mit zahllosen Geschäftsfeldern entwickelt hat. „Alle denken, ich sei in der Klempner-Branche“, hat Herb Kohler gern erzählt: „Aber tatsächlich mache ich Mode.“

Und damit jeder erleben kann, wie schick die Kohler-Produkte sind, schuf er mit The American Club eine Fünf-Sterne-Hotelanlage im Country-Club-Stil. Nur Golf fehlte lange, was viele Gäste monierten. Also heuerte Kohler das Architektur-Genie Pete Dye an und ließ sich von ihm erst Blackwolf Run, dann Whistling Straits am Ufer des Lake Michigan konzipieren und bauen. Der Rest ist Golfgeschichte mit drei PGA Championships, einer US Senior Open, zwei US Women’s Opens und dem Ryder Cup 2021. Vor allem Whistling Straits, der Kurs im Linksstil mit über 1.000 Bunkern, gilt als Meisterstück des Golfplatz-Designs. Oder wie die Chicago Tribune mal festgestellt hat: „Die Wahrscheinlichkeit, diesen verwaisten Acker in ein Golf-Mekka zu verwandeln, ist ungefähr so groß, als würde man aus einer Toilette ein Kunstwerk machen. Herbert Kohler hat beides getan.“

Perfect-Eagle-Golf-Herbert-Vollrath-Kohler
Herbert Kohler Jr. und Frau Natalie Black. (Foto: Andrew Redington/Getty Images)

Knapp 3.800 Kilometer westlich, in Bandon an der Pazifikküste von Oregon, verfolgt Mike Keiser unermüdlich seine Vision vom perfekten Golfplatz. „Build it and they will come“ lautet das Credo des Mannes, der im Grußkarten-Geschäft auf Basis von Recycling-Papier zu Vermögen gekommen ist. Das Ergebnis ist ein prachtvolles Parcours-Portfolio mit Kursen wie Old Macdonald oder Sheep Ranch im Bandon Dunes Resort. Keiser hat seinen Radius freilich längst erweitert und beispielsweise mit dem Sand Valley Resort im Nirgendwo von Wisconsin ein weiteres Sehnsuchtsziel geschaffen.

Perfect-Eagle-Golf-Mike-Kaiser
Mike Keiser. (Foto: Andrew M. Daddio/The New York Times)

Solche Beispiele gibt es zuhauf, sie sind beinahe Legion. Der britische Mode-Unternehmer Richard Caring verdiente unter anderem mit Miniröcken Millionen und kaufte sich 2004 den noblen Wentworth Club in der Heide der englischen Grafschaft Surrey; mittlerweile vergoldet das Prestige-Objekt die Visitenkarte des milliardenschweren chinesischen Wirtschaftsmagnaten Chanchai Ruayrungruang und seiner Reignwood Group.

Die SAP-Gründer Dietmar Hopp und Hasso Plattner haben Terre Blanche in der Provence beziehungsweise Fancourt in Südafrika; Hopps Engagement in und um St. Leon Rot ist ohnehin legendär. Der Österreicher Frank Stronach engagierte sich in den 1990er-Jahren im Golfclub Fontana bei Wien und baute drumherum ein Villenresort. Virgin-Musik-Mogul Richard Branson kaufte mit Necker Island in der Karibik direkt eine ganze Insel. Nordwestlich von Stockholm ließ sich Geschäftsmann Björn Örås mit dem prächtigen Bro Hof Slott vom Ziel leiten, Schwedens besten Golfplatz zu realisieren. Der Ire J. P. McManus weckte Adare Manor für den Ryder Cup 2027 aus dem Dornröschenschlaf. Und und und.

Will heißen: Überall auf dem Globus haben sich erfolgreiche Unternehmer mit Passion für das Spiel auf ihre ureigene Art in Golfanlagen verwirklicht. Mal als echter Geschäftszweig, mal als reine Liebhaberei, mal als stille Teilhaber, mal als Frontrunner mit persönlicher Note. Es gibt Resorts jeder Größenordnung und Refugien aller Art, Hideaways und Hotspots. Golfregionen wie die Destination Kohler oder Spielwiesen im Wortsinn, ausschließlich fürs Golfvergnügen, ohne Drumherum und Schnickschnack. Sweetens Cove in Tennessee etwa, wo sich die Brüder Peyton und Eli Manning eingekauft haben, die ansonsten etliche Dollarmillionen aus ihren American-Football-Karrieren in splendiden Golfhotels auf den britischen Inseln mit Schlagdistanz zu Weltklasse-Linkskursen gesteckt haben.

Die Beweggründe sind so vielfältig wie ihr Niederschlag. Natürlich ist Reputation ein Motiv, der gesellschaftliche Adelsschlag: Man zeigt, wer und was man ist; macht es einfach, weil man’s kann. Tritt aus dem Kosmos von Kapitalmehrung und Konferenzräumen, verlagert die Kontaktpflege auf den Golfplatz. Andere treibt der Sinn für Perfektion oder die Verbeugung vor den eigenen Wurzeln.

Die Unternehmerin und Wella-Erbin Claudia Ebert beispielsweise ließ sich auf Sylt für die Renaturierung des Geländes der einstigen Pidder-Lüng-Kaserne begeistern und investierte am Rand des Inselorts Hörnum in das Budersand Hotel – Golf & Spa, wo Exponate der eigenen Kunstsammlung und Fotos von Nordsee-Urlauben zu Kindheitszeiten an den Wänden hängen. Herb Kohlers „American Club“ entstand auf den Fundamenten einer einstigen Unterkunft für immigrierte Arbeiter, vor allem jedoch wollte er Mehrwert über das reine Produkt hinaus vermitteln: „Alles, was man bei uns erwirbt – ob Wasserhähne oder Waschbecken, Generatoren oder Golfrunden –, soll einem auch nach fünf Jahren bei der Erinnerung an das Kauferlebnis noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern.“ Deswegen „war er bei allem sehr genau, bis ins kleinste Detail“, bestätigt John Torinus, der im Wirtschaftsteil des Milwaukee Sentinel über Kohler geschrieben hat.

Im thüringischen Blankenhain wird der Hausherr „schon mal gefragt, ob ich hier der Hausmeister bin?“, lacht Matthias Grafe, der mit seinen Brüdern ein international agierendes Unternehmen für Kunststoff-Veredelung betreibt und gleich nebenan mit dem Spa & GolfResort Weimarer Land das Angebot der Kulturstadt Weimar um exzellente Gastlichkeit, Sport und Kulinarik bereichert. „Mit Plastik so viel Geld verdienen, dass man sich Leder, Holz und Stein leisten kann“, zitiert Grafe gern seinen Vater.

Mission erfüllt: Er und seine Frau Astrid haben einen Wohlfühlort geschaffen, der – egal, wohin man schaut – die Handschrift der Eigentümer trägt und von Geschmack und Stilsicherheit kündet. „Es war mein Wunsch, mein Geschäft neben der Kunststoff-Firma mit einem Standbein im Freizeit- und Tourismusgewerbe zu etablieren“, sagt Matthias Grafe über seine Intention. Dahinter verbirgt sich gleichwohl der Wunsch, mehr als lediglich einen Produktionsstandort zu repräsentieren. Die aus dem Sauerland stammenden Grafes tun viel für ihre zweite Heimat, fördern den Golfnachwuchs, unter anderem als „Außenstelle“ eines Sportgymnasiums, laden arrivierte Köche zur Culinary Open oder holen renommierte Fußballteams zum Trainingslager ins Weimarer Land – und haben mit dem Resort auch künftig eine Menge vor.

Eine Referenz an die Region ist letztlich auch Costa Navarino an Griechenlands ionischer Küste, das Lebenswerk des griechischen Tycoons Vassilis Constantakopoulos, den alle Welt bis zu seinem Tod im Jahr 2011 nur Captain Vassilis nannte. „Ich will dieses Messinien vor Raubbau schützen und es gleichzeitig zu einem der führenden Reiseziele der Welt machen“, lautete Constantakopoulos’ Credo, der als junger Mann in Piräus als Decks-Hilfsarbeiter auf einem rostigen Frachter anheuerte, sich in 20 Jahren auf See zum Kapitän hochgearbeitet hatte, später auf Pump ein Frachtschiff gekauft und daraus das Reederei-Imperium Costamar gemacht hat.

Ein gutes Stichwort: Der Kanadier Barry Ehlert verbuchte seine ersten Erfahrungen in Sachen Golf, als er in jugendlichem Alter mit einen Schraubenzieher eingebohrte Bälle aus dem Boden der frisch angelegten Driving Range des Neun-Loch-Platzes porkelte, der seinem Großvater gehörte. Aus diesen Anfängen entstand die Windmill Golf Group mit dem vom sechsfachen Majorsieger Phil Mickelson entworfenen und 2020 eröffneten Mickelson National Golf Club in Calgary als Aushängeschild.

Was Ehlert darüber hinaus als Testimonial für die Golf-Affinität von Wirtschaftsgrößen interessant macht, sind seine Aussagen über das Golfgeschäft: „Es gibt kaum ein komplexeres Business, kaum eins, dass so viele unterschiedliche Bereiche vereint“, betont er und zählt auf: „Landschaftspflege und Gartenbau, Naturschutz und Sportbetrieb, Einzelhandel und Vertrieb, Gastronomie und Hotellerie, Betriebswirtschaft und Verwaltung, Personal-Management und Gästebetreuung, Dienstleistung und Erlebnisvermittlung.“ Das alles müsse eng verknüpft sein, idealerweise interagieren, um Erfolg zu ermöglichen, sagt Ehlert. „Es ist faszinierend.“ Nicht zuletzt deshalb ist der Betrieb von Golfanlagen eine Herausforderung für Unternehmer, die in ihrem Kerngeschäft längst reüssiert haben und in der Kombination von Golfbegeisterung und Geschäftssinn ja auch ihre ästhetischen, kulturellen oder sozialen Ambitionen kuratieren.

Und dann ist da noch Donald Trump. Der Mann darf in diesem Zusammenhang nicht außen vor bleiben. Immerhin besitzt oder betreibt er mit seiner Golf-Organisation 17 Anlagen in den USA, in Schottland und in Irland, in Puerto Rico und in Dubai. „The Donald“ würde zu gern ein Herren-Major austragen, wurde allerdings aufgrund seiner Erratik von den Verbänden zum Paria erklärt. Indes ist anzuerkennen, dass er betagte Preziosen wie Doral in Florida, das irische Doonbeg und insbesondere die Ikone Turnberry an Schottlands Westküste vor dem nagenden Zahn der Zeit und letztlich dem Niedergang bewahrt hat. Wenigstens das.

SIE WOLLEN DEN GANZEN ARTIKEL LESEN?
HOLEN SIE SICH PERFECT EAGLE 22/5 – GEDRUCKT ODER IN DER DIGITALEN E-VERSION!

Similar Articles

Comments

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Instagram

Most Popular