„Eine Hose ist Architektur am Körper“

Eine Hose ist eine Hose, ist eine Hose — keinesfalls! Wie man ausschließlich mit der Produktion von Beinkleidern ein Imperium aufbauen kann, aus wie vielen Teilen eine gute Hose besteht und warum ALBERTO in Mönchengladbach auf über ein Jahrhundert erfolgreicher Firmengeschichte zurückblicken kann, erklärt uns Marco Lanowy, Geschäftsführer und Mastermind hinter dem (Golf)-Hosenkonzern.

Die Modemarke Alberto kennt man in erster Linie wegen ihrer Hosen für alle Lebenslagen. Wie hat sich dieser Fokus über die Jahre entwickelt, und inwiefern ist das ein Schlüssel zum Erfolg?

Wenn man als Firma mittlerweile über 103 Jahre eine Expertise vorweisen kann, die aus Hose, Stoff, Funktionalität und Knowhow besteht, dann entwickelt sich etwas daraus, wo man die Hose nicht nur als Bekleidungsstück oder aus Sicht der Mode betrachtet, sondern vor allem aus dem Aspekt der Funktionalität heraus. Jeder von uns kann einen bestimmten Anlass mit einer Hose verbinden: das erste Date, die erste Fahrradtour, den ersten Biergartenbesuch. Immer geht es um Nutzen und Verwendung des Beinkleides und wofür kann ich eine bestimmte Hose nutzen. Da setzt dann bei uns die Kreativität und der Ingenieursleistung ein. Seit 23 Jahren machen wir uns demnach auch über den Einsatz der Hose am Golfplatz Gedanken und sind damit ziemlich erfolgreich.

Welchen Stellenwert hat die Golfhose für Alberto, und für welche anderen Lebenslagen hat Alberto das passende Beinkleid im Sortiment?

Wenn man das Wort ‚Golfhose‘ googelt, sieht man sehr schnell, dass sich neben den bekannten Marken Nike oder Adidas eine weitere Topmarke etabliert hat, nämlich Alberto. Nicht aus dem Sportbereich, sondern aus dem Modebereich heraus. Für uns bedeutet das, dass wir dem User einen hohen Mehrwert geben und es uns eine unglaubliche Expertise an Funktionalität, Modernität aus dem Golfsport wieder an die Firma zurückgibt. Mittlerweile macht die Produktion einen Anteil von dreißig Prozent aus. Weltweit ist Golf ein sehr gut zu definierender Markt. Wir haben über 60 Millionen Golfer weltweit, die alle eine Bekleidung brauchen. Für mich ist Golf das neue Skateboarden, eine Trendsportart und die Golfer wollen auf den 35.000 Golfplätzen der Welt auch mit Hosen gut bespielt werden. Unser Hauptaugenmerk liegt immer schon auf Fashion, Funktionalität und Qualität. Eine Hose ist bei uns nicht nur ein Bekleidungsstück zwei Beinen, sondern sie besteht aus 40 Einzelteilen, die passen müssen und sich nicht nur an den Bewegungsablauf irgendwie anpassen sollen. Die Hose ist nach dem Schuh das meistbeanspruchte Kleidungsstück und dabei soll sie auch noch modern aussehen. Wir kommen ganz klar aus der Mode, der Kreativität und das lassen wir nun in die Funktionalität einfließen. Viele gehen mit unseren Golfhosen auch Wandern und wir haben auch eine eigene Biking-Linie und eine kleine Tennis-Kollektion.

Alberto feierte vor drei Jahren sein 100-jähriges Jubiläum. Was bedeutet diese lange Tradition für Sie persönlich und wie prägt sie die Unternehmenskultur heute?

Eine Expertise bring sehr Erfahrung mit und sie baut darauf in die Modernität und Zukunft zu schauen, weil man sehr viel erlebt hat. Oft haben wir in diesen 103 Jahren gesehen, dass etwas, was Mode war, plötzlich zum Stil geworden ist. Unsere Hose für jede Lebenslage ist zum Teil in vielen Bereichen zu so einem Statement geworden. Wir haben als Team unheimlich viel aufgebaut. Gut abzulesen an den Zahlen: vor 25 Jahren hatten wir noch einen Umsatz von 8 Millionen Euro und heute lieben wir bei 50 Millionen. Wir sind in über 40 Ländern vertreten und beliefern über 2500 Händler. Mit dieser Erfahrung ein Produkt zu kreieren ist nicht nur Fantasie, Zeichnung und Design, da steckt sehr viel Technik und Ingenieursleistung dahinter. Für mich ist eine Hose Architektur am Körper, die sich immer weiterentwickelt. Bei uns ist jede Hose heute immer noch Handarbeit, aber mit technischer Unterstützung. Heute wird sie eben mit dem Computer geformt und nicht mehr mit dem Bleistift.

Die Verbundenheit zur Heimat ist ein weiterer, wichtiger Aspekt. Alberto inszenieret seine Kollektionen immer wieder in Deutschland oder arbeitet mit denselben Models. Welche Philosophie steckt hinter dieser bewussten Entscheidung für Beständigkeit und Verlässlichkeit?

Heute wird sehr viel über Werte und Nachhaltigkeit diskutiert und gerade da zeigen wir, dass uns der Wert des Menschen und des Standortes sehr wichtig ist. Wenn Menschen zueinander gefunden haben und eine Marken- oder Teamsprache auslösen bemerkt das auch der Verbraucher. Es gibt sehr viele Marken, die Marketing-getrieben sind, wofür sehr, sehr viel Geld investiert wird, bei uns kommt zuerst das Produkt und dann steigen wir in die Marketingmaschinerie ein. Unsere Philosophie ist eine bessere Produkt-Awareness für den Endverbraucher zu gewährleisten.


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Fashion und Mode sind immer auch Ausdruck der eigenen Stimmung. Wie ist die Stimmung aktuell im Unternehmen, und was erwartet man sich vom Jahr 2025?

Wir sind in einer tollen Branche, in der Kreativität und Wirtschaftlichkeit, aber auch alle geopolitischen Ereignisse immer einen Anlass bieten. Ich glaube, gerade jetzt, kommt die Persönlichkeit des Unternehmens immer klarer zum Ausdruck. Unsere momentane Stimmung könnte man vielleicht als Vermischung zwischen classic und sportiv bezeichnen, als eine neue Angezogenheit. Wir blicken sehr positiv in die Zukunft, weil wir immer neu kreieren und gestalten können. Wir beschäftigen uns mit den Menschen, die unsre Hosen tragen und gerade da liegt noch sehr viel Potential vor uns, was wiederum zu unserer Motivation beiträgt. Die Hose hat nach wie vor zwei Beine, aber die gefragte Funktionalität, der Verwendungszweck und die Erwartungshaltung vermischt sich immer mehr mit neuen Materialien, da heißt es die richtige Balance zu finden.

Alberto hat Krisenzeiten bisher stets solide überstanden. Welche besonderen Strategien oder Stärken des Unternehmens haben dazu beigetragen, sich in einem herausfordernden Umfeld so erfolgreich zu behaupten?

Eine unserer größten Stärken ist unser extrem bewegliches Team. Diese Beweglichkeit lässt es zu, sich immer wieder neu zu orientieren und sich den Gegebenheiten des Marktes anzupassen. Wir haben uns zum Beispiel zu einem Zeitpunkt, wo andere noch über die Radwege diskutiert haben, die Situation der Mobilität genau angesehen und haben dann die Produktion von Bikehosen begonnen. Wir haben gesehen, wie sich die Bekleidungskultur in Banken, im Versicherungswesen, während andere noch an Schlipps und Anzug festgehalten haben. Genau so war es beim Golfsport, da sind wir zu einem Zeitpunkt eingestiegen, als er noch als elitär galt. Wenn wir uns permanent und präzise damit beschäftigen, wer womit und wie unterwegs ist, dann entwickelt das eine enorme Dynamik und man kann so auch aus Krisenzeiten eine großartige Chance entwickeln.

Als Verfechter des Standorts Deutschland wünschen Sie sich mehr Unterstützung für den Mittelstand seitens der Regierung. Welche konkreten Maßnahmen oder Veränderungen würden die Rahmenbedingungen für Unternehmen wie Alberto Ihrer Meinung nach verbessern?

Wenn wir über den Standort Deutschland reden, dann reden wir auch sehr europäisch. Wir haben es zwar mit geopolitischen Verschiebungen und Krisen zu tun, aber wir haben es auch mit Lebensfreude und neuen Märkten zu tun. Es muss aus der Starrheit der Gesetzmäßigkeit eine Anpassung an das Jetzt erfolgen. Das Wesentliche wird sein sich einerseits an Werte, die wir haben, orientieren können und andererseits an Dinge anpassen, die eine Notwendigkeit haben.  

Noch ein Blick in die fernere Zukunft: Welche Visionen und Ziele verfolgen Sie für Alberto in den kommenden Jahren, sowohl im Hinblick auf das Kerngeschäft als auch auf mögliche neue Entwicklungen oder Märkte?

Wenn wir über 60 Millionen Golfspieler reden, sind davon über 600.000 in Deutschland auf den Plätzen unterwegs. Wir haben hier in Europa einen Markt, den wir noch sehr stark bearbeiten können. Natürlich möchten wir weltweit alle glücklich machen, die gerne eine gute Hose tragen, aber es hat sich auch das Kaufverhalten verändert von Online-Shopping bis KI-unterstützt. Ich wünsche mir, dass es im stationären Shopping weiterhin sehr viele motivierte Händler gibt, die Spaß daran haben unsere Produkte zu verkaufen, denn davon leben wir alle. Die Vision ist, dass es nicht nur ein Produkt, sondern auch den Handel und den Endverbraucher gibt, der die entsprechenden Bezugsquellen hat.

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