Zum zweiten Mal war Artur Frank aus Plattling beim Ryder Cup Teil des europäischen Medical Staff und holte erneut den Sieg gegen das Team der USA.
„Es ist sehr schön, ein Teil des Teams zu sein und den Cup heim nach Europa holen zu können“, so Artur Frank nach seiner Rückkehr aus New York. Hinter ihm liegen unvergessliche Tage mit einmaligen Erlebnissen – und natürlich jede Menge Stress.
Schon das Ankommen im New Yorker Hotel war für Sportphysiotherapeut Artur Frank aus Deggendorf ein Highlight. „Man sieht die Spieler wieder, die man schon von Rom 2023 oder den großen Turnieren der US PGA Tour und DP World Tour kennt. Es ist wie ein Treffen mit guten Freunden“, berichtet er. Bis zum Turnierstart standen jeden Tag Besprechungen an, die Therapeuten vom Medical Staff bereiteten die Golfspieler Tag für Tag körperlich auf ihre Aufgaben vor. „Der Druck wird jeden Tag größer“, sagt der 61-Jährige. Aber er kennt die Abläufe und auch die individuellen Befindlichkeiten der besten europäischen Golfer. Seine Arbeit geht er gewohnt ruhig an. Denn: „Ich glaube, es ist wichtig, Normalität zu schaffen, um keine unnötige Nervosität zu erzeugen.“

Beim Ryder Cup messen sich alle zwei Jahre die besten Golfer Europas mit jenen der Vereinigten Staaten. Nach zwei Turniertagen sah es heuer in New York nach einem klaren Sieg für die Europäer aus: Sie lagen gegen die Amerikaner mit 11,5 zu 4,5 in Führung. Doch vor den Singles sorgten die Nackenprobleme des Norwegers Viktor Hovland für Unruhe – und das medizinische Team rund um Artur Frank war noch mehr gefragt als sonst. „Wir haben ihn in der Nacht ins MRT gefahren, um abklären zu lassen, ob wir muskulär was machen oder die Verletzung dadurch verschlimmern können. Wir haben lange Diskussionen geführt, denn die Halswirbelsäule ist ja hochsensibel.“
Als die Diagnose kam, war klar, dass er nicht spielen kann. Also ging es ohne Hovland in den Sonntag. Artur Frank betreute die Spieler dreier Flights hintereinander bei hohen Außentemperaturen am Platz, unter anderem Rory McIlroy (Team Europa) und Scottie Scheffler (Team USA). So bekam er auch die unfair tobenden Zuschauer mit, die nur wenige Meter von den Spielern entfernt dazwischengerufen, die Golfer beleidigt und so für Schlagzeilen gesorgt hatten. „Das war schon erschreckend, was da los war. Da hätte ich mir gewünscht, dass auch mal die amerikanischen Spieler beschwichtigend auf ihre Fans einwirken“, so Artur Frank.
Am Ende landete Team Europa in den elf Matches am Sonntag nur einen Sieg – aber das reichte für ein Endergebnis von 15 zu 13. „Als Shane Lowry den Putt ins Loch gestopft hatte, flog bei uns das Dach weg. Da ist so eine große Last von uns gefallen, denn wir wussten, dass die Amis in den Einzeln immer besser waren als wir. Aber wir haben es trotzdem geschafft“, sagt der Familienvater stolz.
Klar, dass dann erst einmal ausgiebig auf dem Platz gefeiert wurde. „Wir bekamen den Pokal überreicht; Zuschauer, Spieler und alle anderen wurden mit Champagner abgeduscht. Per Polizei-Eskorte ging es zurück ins Hotel zum Duschen und Umziehen. Anschließend stieg im Hotel eine Riesenparty“, berichtet Frank. Doch dort hält er sich lieber im Hintergrund. „Ich habe mir ein Glas Wein geholt und mit meinen Kollegen erst einmal was gegessen. Dann habe ich den Spielern, ihren Frauen und Caddys beim Feiern zugeschaut und bin bald ins Bett gegangen. Denn das bin ich: Ich will für mich sein, den Sieg genießen und die Tage in Ruhe reflektieren.“
Inzwischen ist Artur Frank zurück in seiner Physiotherapie-Praxis AF Medical im IsarPark Plattling und kümmert sich um seine Patienten. Doch in der nächsten Woche geht es schon wieder zum Flughafen – ab nach Madrid zur DP World Tour. Und noch ein Termin steht an: „Sobald mein Tätowierer Zeit hat, lasse ich mein Ryder-Cup-Tattoo am Oberarm erweitern – um Bethpage Black 2025„.
Ein Leben auf Tour
Seit nunmehr 15 Jahren gehört Artur Frank als einziger Deutscher zum internationalen medizinischen Betreuerteam der DP World Tour. Er weiß genau, wo es am Körper der Golfspieler zwickt und was man dagegen unternehmen kann. Der Sportphysiotherapeut und Osteopath war als Mitglied des Medical Staff bei den Ryder Cups 2023 in Rom und 2025 in New York dabei und behandelt so gut wie alle Spieler der Tour. 2024 war er auch bei den Olympischen Spielen im Einsatz. Die Körper von Bernhard Langer, Viktor Hovland, Tommy Fleetwood, Rory McIlroy oder Ryder Cup-Captain Luke Donald kennt der 60-Jährige heute in- und auswendig.
Doch wie wird man einer, dem die besten Golfspieler ihren Körper – und damit ihr wichtigstes Kapital – anvertrauen?
Artur Frank betreute nach seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten zehn Jahre lang die Athleten des deutschen Skiverbandes, bevor er sich um ambitionierte Nachwuchs-Golfer kümmerte. Viele gelöste Blockaden und Fortbildungen in den Bereichen Manuelle Therapie, Sportphysiotherapie, Traditionelle Chinesische Medizin und Osteopathie später wurde Artur Frank als Physiotherapeut von der PGA of Germany für die BMW International Open in München engagiert. Da rief Bernhard Langer an, der nach neun Löchern einen steifen Nacken bekommen hatte und kaum mehr spielen konnte. Frank raste zu Langer auf den Platz, der nach der Behandlung das Turnier als Zweiter beenden konnte. Der Rest ist Geschichte: „Ich war also auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“
In Plattling betreut er zusammen mit seinen Mitarbeitern Spitzensportler aller Disziplinen, aber auch alle anderen Patienten mit chronischen Beschwerden oder nach Operationen. Die Arbeit auf Tour will er dabei keinesfalls missen: „Meine Kollegen und – speziell die älteren – Spieler sind wie eine zweite Familie. Wenn sie zu uns kommen, sprechen wir auch über Familien und Kinder. Natürlich bin ich in erster Linie Osteopath und Physiotherapeut, aber auch Psychologe und höre zu, wenn die Tochter den ersten Freund nach Hause bringt, es Stress mit der Frau gibt oder es am Golfplatz nicht so hinhaut.“

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