Bethpage Black: Warnung an Europa

Rory, Scottie und Co – beim Ryder Cup 2025 wird es dem sagenumwobenen Kontinentalvergleich mit Sicherheit nicht an schillernden Superstars fehlen. Einer davon ist der Platz selbst, auf dem sich die besten Golfer Europas und der USA duellieren. Denn Bethpage Black eilt ein notorisches Image voraus, an das der Kurs auf Long Island direkt am ersten Tee erinnert.

New York ist zweifelsohne eine der faszinierendsten Städte der Welt, auch aufgrund ihres vielfältigen Angebots für jegliche Art von Feingeistern. Im Schatten der großen Skyscraper pulsieren die Künste, die Kreativität, kleine Nischen menschlicher Individualität sprießen in bunten Vierteln aus gefühlt jeder dampfumwehten Straßenecke. Bei allem Gigantismus verstecken sich hier zarteste Seiten von historischer Signifikanz und weltbewegendem Entdeckergeist. Aber die Stadt, die niemals schläft, hätte wohl schon vor langer Zeit gute Nacht gesagt, wenn das ihre einzige Seite wäre.

Im vielzitierten Melting Pot der Kulturen stehen zwischen Sport, Finanzwelt oder auch der ihm eigenen Hektik noch so viele andere Facetten auf dem Tagesprogramm, die allesamt Teil des Selbstverständnisses des „Big Apple“ sind. Dazu zählt auch das Image einer brutalen Wucht, welche diese Stadt in sich trägt und die nicht einmal mit all dem verbauten Stahl der Fifth Avenue aufzuwiegen wäre. New Yorks schiere Größe hat etwas Raues, Erbarmungsloses, versehen mit einer Härte, die auf Menschen von außerhalb schnell einschüchternd wirken kann. Vielleicht ist es aber gerade dieses Bild seiner Heimat, das am besten zum Black Course von Bethpage passt.

„Two more years!“: Im Siegesrausch von Rom wurde Kapitän Luke Donald von den Spielern schon 2023 für Bethpage Black auf den Schild gehoben. Nun dirigiert er Europas Equipe tatsächlich heuer in der Höhle des amerikanischen Löwen.

Zwar liegt der diesjährige Austragungsort des Ryder Cups in Farmingdale auf Long Island und damit einige wuchtige Drives vom Epizentrum der City entfernt, dennoch ist er irgendwie komplett New York. Ein schwerer Brocken von einem Golfplatz, weitläufig, ausladend, ohne große Schnörkel. Direkt, „in your face“, versteckt er seine Tücken und Schwierigkeiten zu keiner Minute. Auf furchteinflößend schmalen Fairways sowie an hohem Rough und tiefen Bunkern vorbei wird der Gang mitunter zur Tortur, wie gigantische erdige Wellen schleppen sich Bethpages Hügel durch die Landschaft.

Der einst erste öffentliche Platz, der eine U.S. Open austragen durfte, ist viel mehr Naturgewalt als weiß gepudertes Country-Club-Paradies, er ist ehrlich, tough, hartgesotten. Genauso sehen sich echte New Yorker gern, derlei Charaktereigenschaften untermauern ein charmant an Arroganz grenzendes Selbstverständnis. In gewisser Weise würde dazu auch das Schild am ersten Tee des Black Course in Bethpage passen, welches die 18 Löcher mit den Worten „Warning – The Black Course Is An Extremely Difficult Course Which We Recommend Only For Highly Skilled Golfers“ lediglich den besten Golfern empfiehlt.

Besagtes Schild ist vielleicht eines der berühmtesten der gesamten Golfwelt, spätestens seit den U.S. Open 2002 und 2009 genießt es nahezu mystischen Charakter und ist als stille Momentaufnahme fest verbandelt mit Bethpage. Seine Herkunft war dabei lange ungeklärt, so manche lokale Legende rankte sich um das eigentlich unscheinbare Blechschild inmitten des gigantischen öffentlichen Bethpage State Parks.

Der langjährige Parkdirektor für Long Island Mike Asheroff aber erinnert sich relativ genau an den Ursprung. Es war Anfang der 1980er-Jahre, als das Telefon in seinem Büro klingelte und er auf das Fairway des Black Courses gerufen wurde. Ein Ehemann hätte hier ausgerechnet am Memorial Day seiner Frau auf dem Platz Golfunterricht gegeben, was die Gruppe Asiaten hinter ihnen dazu veranlasste, den Vermählten ein paar Bälle in die Hacken zu schießen. Wenig begeistert darüber erwiderte der selbsternannte Teaching Pro das „Feuer“, ein heilloses Chaos entbrannte. Nur mithilfe der Parkpolizei konnte der Zwischenfall beigelegt werden.

Asheroff hatte genug gesehen und sich einmal zu häufig über unbedachte Golfer aufgeregt, die der Anforderung eines Championship-Kurses physisch oder mental nicht gewachsen waren. „Ich holte mir Zettel und Stift, kritzelte den Spruch auf ein Blatt Papier und schickte jemanden zum Schilderladen“, schmunzelt Asheroff. „Jedem sollte das Schild von nun gezeigt werden, wenn er den Platz spielen wollte. So kam es dahin, wo es heute ist.“ Der heutige Ruheständler schaffte damit ungeahnt ein Marketingwunder für den Black Course, der das Sign mittlerweile auf jeglicher Art von Merchandise verewigt.

Wirklich abschreckend wirkt es dabei eigentlich nie – im Gegenteil. Vielmehr hat sich der Platz auf Long Island mit seinem öffentlichen wie unprätentiösen Charakter, seinen bezahlbaren Green Fees und der wachsenden Turnierhistorie einen Kultstatus in Golferkreisen erarbeitet, der sich deutlich von jenem vieler High-End-Plätze Amerikas abhebt.


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Dieses Image wird durch den anstehenden Ryder Cup wohl noch um ein Vielfaches gesteigert. Mit seinem diabolischen Rough, das sich nur allzu gerne um Schlägerköpfe schlingt, und seinen im Durchschnitt gerade einmal 23,7 Meter breiten Fairways scheint der Black Course dabei nicht gerade wie eine Matchplay-Wiese, auf der sich die traditionell schwunggewaltigen US-Boys wohl fühlen würden. Bei den drei bisherigen Major-Turnieren in Bethpage schafften es zusammen gerade einmal zwölf Profis unter Par, hunderte andere verzweifelten dagegen an dem fast 7000 Meter langen Monster.

Hier hat Amerikas Captain Keegan Bradley aber sicherlich in Zusammenarbeit mit der lokalen Grounds Crew das ein oder andere Ass im Ärmel. Den größten Heimvorteil verspricht sich Team USA so oder so von den New Yorker Fans, deren Golfbegeisterung nahezu legendär ist und deren Fanatismus so manch andere aufgewühlte Ryder Cup Crowd vergangener Jahre wie ein Operettenpublikum erscheinen lassen könnte. Unbedingt feingeistig wird es dabei dann nicht immer zugehen. Aber so gehört es sich ja auch für einen Ryder Cup, so gehört es sich für Bethpage. Und eben auch manchmal für New York.

Home Cooking?

Der Heimvorteil beim Ryder Cup ist real, zumindest wenn man sich die jüngste Geschichte ansieht. Die letzten fünf Austragungen gingen jeweils an die Heimmannschaft, der letzte Auswärtssieg eines Teams war das europäische „Miracle von Medinah“ im Jahr 2012. In den letzten drei Jahrzehnten konnten die Europäer immerhin drei Mal auf US-Boden triumphieren (1995, 2004, 2012), während der letzte Road Victory der Amerikaner ganze 32 Jahre zurückliegt.

Daten & Fakten: Bethpage Black

  • Adresse: 99 Quaker Meeting House Road, Farmingdale, New York
  • Anlage: Der Black Course von Bethpage ist ein öffentlicher Kurs auf dem Gelände eines staatlichen New Yorker Parks. Insgesamt gibt es fünf Golfplätze auf dem Gelände.
  • Eröffnung: 1936
  • Designer: Joseph H. Burbeck, A.W. Tillinghast
  • Rating/Slope: 77.5/155
  • Länge: 7468 Yards (6829 Meter)
  • Green Fee: 140 US-Dollar unter der Woche, 160 US-Dollar am Wochenende (New York State Residents zahlen lediglich 70 bzw. 80 US-Dollar), zusätzlich gibt es vergünstigte Twilight-Raten.
  • Layout: Ausladender, massiver Platz mit viel natürlicher Bewegung. Die Fairways sind schmal, etliche Fairway-Bunker erschweren den Drive zusätzlich. Wasser kommt dagegen fast gar nicht ins Spiel. Überall wächst tiefes, griffiges Rough, vor allem um die erhöhten Grüns herum. Der Putting Surface ist dafür zumeist relativ eben.
  • Signature Holes: No. 4 (Par 5, 517 Yards), No. 15 (Par 4, 457 Yards)
  • Bisherige Major-Turniere & Sieger:
    2002 U.S. Open (Tiger Woods -3),
    2009 U.S. Open (Lucas Glover -4),
    2019 PGA Championship (Brooks Koepka -8)

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